Minolta XE-1 / XE-5


Die Minolta XE-1 und 5 habe ich sehr spät überhaupt erst bemerkt. In meiner Anfängerzeit waren eher die XD und XG Reihen noch überall in Gebrauch und die X-500 und X-700 moderne und vielseitige Kameras. Die 500 in Chrom - Schwarz gefiel mir damals sehr und ich drückte mir die Nase an den Schaufenstern der damals noch recht zahlreichen Fotofachgeschäfte platt. Aber nicht nur sie wurde von mir angehimmelt, sondern auch verschiedene Leica R und vor allem die für mich sensationell aussehende und riesige Mittelformatkamera Asahi Pentax 6x7 mit Holzhandgriff. Damals hatte ich wenig bis gar keine Ahnung und schaute mir die Kameras an die mir rein visuell gefielen.
Die XE sind mir damals nie aufgefallen. Es fehlte mir auch schlicht am Geld für solche Kameras und so wurden es später erst die Mamiya ZE, ZE 2 und ZE-X und dann als letzte analoge eine gebrauchte Minolta 9000 AF. Und viel später der Zugang zu den digitalen Spiegelreflexkameras.
Jahre später, in einer Anwandlung mich nochmals der analogen Fotografie zu widmen, versuchte ich vieles verschiedenes. Von diversen späten und eher schäbig verarbeiteten Prakticas, bis zu einer Leica R4 und einer Minolta X-700. Damals passte es aber irgendwie nicht und alles wurde wieder verkauft
Zur Zeit gibt es einen weiteren Versuch von mir, nochmal analog etwas zu machen. Nichts ernsthaftes, einfach mal so zum Spaß. Das Ganze kostet vom reinen Equipment ja eher wenig, wird beim Entwickeln und Bestellung der Abzüge dann aber doch recht kostspielig. 
Jedenfalls bekam ich zunächst meine wunderschöne XD-7, die ich sogar neu belederte, wie man an anderer Stelle hier nachlesen kann. Eine X-700 war eher Beifang und bei einer für die Stieftochter ersteigerten XG-M war noch ein schöner Motor Drive 1 bei, von diversen Objektiven bei allen Kameras mal ganz zu schweigen. Als ich nach Minolta bei analogen Kameras in Ebay stöberte, sah ich mir dann die XE's genauer an und war beeindruckt vom schlichten aber schönen Design und der Größe der Kameras. Das Design ist eigentlich schnörkellos und praktisch, aber durch diverse Teile auch wieder etwas verspielt. Das rückwärtige Bildzählwerk, der recht große On/Off Schalter, die seitliche Batteriekontrolleinheit mit Schalter und Leuchte, oder auch die zwei Metallpunkte am Filmmerkfenster durchbrechen das sonst eher klare Design und lassen einen zunächst immer neues entdecken. Ich laß dann, daß die XE-1 zwischen der SR-T Reihe und den professionellen XM angesiedelt sei. Das läßt sich nachvollziehen, den auch vom Aussehen her liegt sie designerisch ziemlich dazwischen, von der Ausstattung mal ganz abgesehen. Sie hat schon viel was die XM bietet, z. B. Zeitautomatik, aber nicht deren schnelleren Verschluß oder gar Wechselsucher, obwohl man das auf den ersten Blick meinen könnte. Das überwiegend schwarze Prismengehäuse der XE-1 sieht aus wie ein abnehmbarer Wechselsucher und war bei der späteren XE-5 sogar ganz in Schwarz gehalten. Ich mag so etwas ja überaus gerne. Das sticht aus der Masse immer hervor, ähnlich der Teilbelederung an meiner Nikon FE und anderen Kameras. Diese Nikons haben mir früher gerade deshalb auch gefallen. Design spielt halt immer eine recht große Rolle, auch wenn es mit dem eigentlichen Zweck nicht das Geringste zu tun hat. Aber man wird extrem davon beeinflußt.
Die XE-1 bietet kaum außergewöhnliches, nicht mal Messwertspeicherung. Das einzig neue für mich war jetzt, daß man auf Arbeitsblendenmessung umschalten kann. Der entsprechende Drucktaster (der ein recht massiver Stift ist) sieht aus wie der Abblendtaster bei der XD-7 z. B., rastet aber in der jeweiligen Stellung ein. Das mag für bestimmte Aufgaben von Vorteil sein. Ansonsten gibt die Bedienung keine Rätsel auf und man braucht auch keine Bedienungsanleitung wenn man sich nur ein wenig mit Kameras ansich auskennt. Eines muß man sich aber vergegenwärtigen. Die beiden Kameras sind sehr groß und recht schwer. Eine XD-7 ist merklich kompakter dagegen:

Vor allem am massigen Spiegelkasten und dem breiten und hohen Prismengehäuse, aber auch an der schieren Größe und Breite der Kamera an sich sieht man hier die deutlichen Unterschiede. Gleichwohl ist aber auch die XD-7 kein Leichtgewicht. An der unteren Draufsicht läßt sich auch schön der Übergang in neuere Zeit sehen. Der Auslöser steht nicht mehr wie bei den XE noch rechts vom Zeitenrad, sondern wurde bei der XD in das Zeitenrad integriert. Das spart jede Menge Platz und wurde so auch bei den günstigeren XG und späteren X-300/500/700 Modellen verwirklicht, die dann allesamt auch den neueren Touchswitch-Auslöser haben (oder wie der heißt), der schon auf reine Berührung reagiert und fast gar keinen Druck zum aktivieren der Belichtungsmessung braucht.

Die nach der XE-1 erschienene XE-5 unterscheidet sich optisch neben der Modellbezeichnung erstmal durch das komplett schwarze Prismendach und ist so wenigstens von vorne sofort zu erkennen. Einige Dinge wurden an ihr weggelassen. Ob diese fehlende Ausstattung relevant ist oder nicht, muß aber jeder selbst für sich entscheiden, ich mag beide Kameras gleich gern und zum reinen Fotografieren fehlt es der wunderschönen XE-5 an nichts.

Die ausstattungsmäßigen und technischen Unterschiede sind folgende:

Die XE-1 hat vor dem Schnellspannhebel einen Hebel für Mehrfachbelichtung, bzw. aushebeln des Filmtransportes. Jedesmal wenn man vor dem Spannen den Hebel verschiebt, wird der Film also nicht weitertransportiert.


Die XE-1 hat einen kleinen Hebel links vom Sucherokular, mit dem man es verschließen und bei Stativaufnahmen vor Fremdlicht schützen kann. Etwas was ich auch an anderen Kameras sehr mag und die XD-7 ebenfalls besitzt.

Die XE-1 hat außerdem einen Umschalter unterhalb der Synchronbuchse, mit dem dieser Anschluß für Elektronenblitze (X) oder bestimmte Blitzleuchten (FP) umgeschaltet werden kann.


Auch von oben sieht man z. B. die vordere verchromte Stirnfläche des XE-1 Prismengehäuses (oben) und ganz rechts an der vorderen Kante den Hebel für Mehrfachbelichtung.


Daneben fiel mir noch auf, daß der XE-5 die Fenster zur Blendenzahleinspiegelung im Sucher fehlen, sowie ein Fensterchen das an der 1 wohl zur Sucheraufhellung dient? Das Prismendach aus Plastik ist also komplett fensterlos. Außerdem hat es ein etwas anderes Design, das auf mich persönlich sogar gefälliger wirkt. Und es fehlt die optische Filmtransportkontrolle. Die braucht man aber eher nicht, denn es ging schon vorher ohne, indem man beobachtet, ob sich beim Spannen die Rückspulkurbel mitdreht. Alles in allem also verschmerzbare Einsparungen an einer trotzdem fantastischen Kamera.

Ansonsten scheinen beide Kameras nämlich absolut gleich. Sucht man in Ebay nach XE Modellen, fällt auf, daß einige einen defekten Zeitauslöser haben, der dann oft seitlich schräg absteht. So auch bei meiner XE-1 aus dem DSLR Forum, was aber vom Verkäufer vorher angemerkt wurde. Als ich ihn trotzdem ausprobieren wollte, stand er auch seitlich schräg nach oben ab. Mit einigem Ausprobieren fand ich eine einzige und etwas komplizierte vorläufige Abhilfe:

1. Verschluß spannen.

2. Den Zeitauslöser komplett spannen und festhalten.

3. Danach den Auslöser und den separaten Auslöser des Zeitauslösers (Vorlaufwerkes) drücken.

4. Den Hebel des Zeitauslösers dann loslassen und so zurückschnellen lassen.

Den Zeitauslöser werde ich in einer Kamerawerkstatt begutachten lassen, denn die Reparatur lohnt wirklich nur wenn sie sehr günstig ist. Und wann brauche ich schon mal einen Zeitauslöser? Die ansonsten super erhaltene Kamera hat mich 20,- inkl. Versand gekostet, Neuabdichtung wird ebenfalls 20,- samt Versand kosten. Das alleine macht aber schon den aktuellen Preis bei Ebay aus. Und der wird nur bei Ebay gezahlt, denn in Foren bekommt man sie weit günstiger und die ausgerufenen Sofortkaufpreise bei Ebay sind Mondpreise der üblichen Photographica Händler und keinesfalls maßgeblich.
Leider lösen manche XE anscheinend auch gar nicht mehr aus und ich habe dahingehend von generellen Elektronikproblemen gelesen, ohne das aber weiter zu vertiefen. So sporadisch wie ich diese Kameras verwenden werde, sollten sie evtl. länger halten. Wichtig ist aber wohl, daß sie überhaupt verwendet werden. Gerade bei analogen Kameras gibt es diverse Standschäden.
Die XE-1 wurde in Zusammenarbeit mit der Firma Leitz entwickelt und hat sehr sehr große Ähnlichkeit mit der Leica R3, one wirklich gleich auszusehen Der Copal - Verschluß wurde von Leitz entickelt und vom Traditionshersteller Copal gebaut. Er wurde später von Seiko verändert und u. a. für die Minolta XD-7 und XD-5 und verschiedene Leica R hergestellt. In der XD-7 und Leica R4 habe ich diese überarbeitete Version als einen der leisesten und angenehmsten Verschlüsse überhaupt erlebt. Verschlußgeräusch und Spiegelschlag erinnerten mich bei der XD-7 jetzt spontan an die Leica R4 die ich einmal hatte.

Insgesamt kann ich sagen, daß die XE beide bedingt empfehlenswert sind, weil beide wohl nicht unproblematisch zu sein scheinen. Sie werden zwar öfter als zuverlässige und robuste Kameras beschrieben, aber man findet auch viele defekte Exemplare und auch dazu gibt es Erfahrungen und Kommentare auf Webseiten (siehe Links unten). Dazu kommen die immense Größe und das recht hohe Gewicht. Das liegt nun wirklich nicht jedem und Unauffälligkeit sieht anders aus. Ich mag sie sehr, auch weil sie gerade wegen der Größe noch besser in meinen Händen liegen. Aber eine XD-7 oder XD- 5 ist für nostalgisch veranlagte analoge Fotoanfänger oder Wiedereinsteiger vielleicht die angenehmere und zuverlässigere Wahl. Zudem haben die beiden auch die deutlich helleren Mattscheiben und die XD-7 zusätzliche Blendenautomatik und sogar fast so etwas wie eine Programmautomatik.

Hier kann man einiges zu den beiden XE nachlesen:

Erik Fiss

Minolta XE Reihe

Ernst Giger

Ciao


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