Sigma AF 20mm f/1,8 EX DG Aspherical. RF

So, die vorerst letzte meiner gebraucht gekauften Linsen ist das schöne und große Sigma AF 20mm f/1,8 EX DG Asph. RF für Nikon. Die Linse stelle ich erst jetzt vor, weil ich sie mit einer falschen Gegenlichtblende bekam. Diese war weder von Sigma, noch für dieses Objektiv gedacht und mußte irgendwie draufgewürgt werden um wenigstens halbwegs zu passen. Das war aber zu verschmerzen, denn das ansonsten wirklich neuwertige Glas hatte ich recht günstig bekommen. Das lag an der etwas uninspirierten Präsentation durch den Verkäufer, welche wohl viele potentielle Käufer abschreckte. Weder war der Kamerahersteller genannt für den das Glas gedacht war, noch war wenigstens das Bajonett abgebildet, um durch Vergleich mit eigenen Linsen sicher zu sein. Auf einem Foto, auf dem das Glas etwas gekippt von unten gezeigt wurde, konnte man zwischen Rückdeckel und Blendenring ein wenig von der Auflagefläche und dem Blendenring erhaschen. So war ich zwar nicht völlig sicher, aber doch guter Dinge, daß es sich um ein Glas für Nikon handeln sollte. Fragen konnte ich nicht mehr, es war Nachmittag und die Auktion endete bald.

Als die Linse kam brauchte ich natürlich bloß den Rückdeckel entfernen um zu sehen, daß sie tatsächlich für Nikon ist. Normalerweise liegt der Preis mindestens zweifach, wenn nicht dreifach höher, vom Neupreis ganz zu schweigen, denn bis auf ein geändertes EX-Design wird das Glas so immer noch verkauft.

Es handelt sich genauer um eine 20mm Festbrennweite, also ein Superweitwinkel. EX bedeutet bei Sigma Excellent und zeigt sich in der Verarbeitung der Fassung und der Leistung der entsprechenden Gläser. Es handelt sich um das, zu dem Zeitpunkt jeweils Beste, was Sigma zusammenbringt. Sigma legt dabei auch immer besonderen Wert auf eine zumindest andere Oberfläche, was zuweilen in die Hose geht. EX-Oberflächen können nämlich sehr sehr empfindlich sein, oder sich im Alter auch ablösen oder zumindest speckig werden. Das sieht dann weniger exzellent aus als anfangs einmal gedacht. Dieses Exemplar hier hat eine der weniger empfindlichen Oberflächen, die im Laufe der Zeit aber wohl matter und stumper werden wird.
Die Offenblende beträgt sehr gute 1:1,8. Solche Offenblenden sind bei Weitwinkeln schlechter oder aufwändiger realisierbar als etwa bei einem 50mm Glas, daher ist der Wert durchaus beachtlich zu nennen. Erreicht wird das durch viel Glas in Form von sehr großen Vorder und Rücklinsen. Das Licht muß ja irgendwie reinkommen und zum Sensor gelangen. Wenn man sich beispielsweise die Weitwinkel von Samyang anschaut, dann weiß man was ich meine, oder halt ein AF-S Nikkor 14-24mm f/2,8 mit seinen schon riesigen Ausmaßen. Ganz so groß wie die genannten ist das Sigma hier zwar nicht, aber kompakt ist anders. Ein Sigma "DG" ist als Objektiv für Vollformat an digitalen Kameras gedacht. Alles was einfach bloß AF heißt ist analog und alles wo DC dransteht ist für DX und APS-C. Ist also ganz einfach und ein DG kann in aller Regel dann auch analog am Kleinbild und sowieso auch für DX genutzt werden.

Noch kurz zur Gegenlichtblende. Ist in Ebay kaum vertreten und selbst über Google war neulich nichts zu finden. Eine Anfrage bei Sigma Deutschland selbst war erfolgreich, aber man wollte ungelogen ganze 59,- Euro dafür, plus 2,- Euro Nachnahme. Vielleicht insgesamt sogar ein Normalpreis, wenn man sich auch mal die anderen Hersteller anschaut. Aber in meinem Fall ja mehr als der halbe Objektivpreis und das ging so gar nicht.
In Ebay wurde eine unbenannte Gegenlichtblende von Sigma angeboten, mit Innendurchmesser von rund 86mm, sonst keinerlei Angaben. Nachgemessen stimmte das, man hat im Geli-Bajonett etwa 86mm wenn das Filtergewinde 82mm beträgt. Man verlangte 10,- Euro plus 2,- Euro Versand, also per Sofortkauf bestellt. Kam gestern an und tatsächlich kam ein breites Grinsen auf, als das Teil wunderbar auf das Glas fluppte und auch nicht vignettierte. Durch Zufall hatte ich also sehr sehr günstig genau die richtige Geli gefunden

Hier mal das sehr schöne Glas, endlich auch mit leicht gebrauchter aber originaler und damit passender Gegenlichtblende:


Dessen schiere Größe sieht man am besten im direkten Vergleich mit einem AF Nikkor 28mm f/2,8 etwa (der oberste "goldene" Ring stammt vom UV Filter und nicht vom Objektiv selbst):

Ich sprach es schon an, das viele Licht muß ja auch irgendwo durch. Front und Rücklinsen sind daher deutlich verschieden groß:


Beim Sigma 30mm f/1,4 EX DC HSM (rechts) ist die Rücklinse sogar nochmals einen Tick breiter:

Angesetzt an der nicht gerade kleinen Nikon D610, ist das Glas wirklich recht groß, aber doch gut ausbalanciert, denn schwer ist es nicht:




Hier sieht man wunderbar das sehr große Fenster zur Fokusskala, den klassischen Blendenring und vor allem den verschiebbaren Fokusring. Durch verschieben wird auch bei diesem Sigma der Fokusring aus oder eingekoppelt, was sehr komfortabel ist. An diesem Modell geht es aber fast zu leichtgängig:

Der Blendenring, sowie der konventionelle Stangen - AF erlauben die Verwendung an der allerersten Nikon Kamera mit internem AF-Motor, der F-501 AF. Der AF und alle Programme und Automatiken funktionieren einwandfrei und natürlich auch ein komplett manueller Betrieb:

Und ganz besonders freue ich mich, daß das Glas auch an der bald 40 Jahre alten Nikon EL2 geht. Manuelles Fokussieren natürlich, was dank superbreitem Fokusring ein Vergnügen ist. Dazu gehen dank Blendenring Zeitautomatik und manuelle Belichtungssteuerung. Ist das nicht wirklich schön an Nikon?

Das Glas habe ich draußen noch nicht verwenden können, aber besonders im Nahbereich hat es schon gezeigt was es kann:



Und Freistellen geht mit seinen niedrigen Blenden natürlich besonders gut, wobei das Bokeh traumhaft cremig wird Man kann richtig Dynamik reinbekommen:


Der mechanische AF ist ausreichend schnell und nicht sehr laut, Verzeichnungen sehr gering, CA weniger als beim 30mm DC. Die Größe geht natürlich nicht für jeden und dank Stangenantrieb fällt es für alle DX ohne AF-Motor aus.
Soviel erstmal zu dem klasse Glas, ich hoffe ich kann es bald mal bei schönem Wetter verwenden.

Ciao

Nachtrag vom 24.01.2015:

Hier noch ein paar Bildbeispiele von draußen. Weil ich an dem Tag so auf einem Friedhof fotografierte,  wieder in S/W:







Ciao

Kommentare