Nikon AF-S Nikkor 70-300mm VR vs. Tamron SP AF 70-300mm VC

Die Überschrift klingt nach mehr als es ist, nämlich keineswegs ein wirklicher Test. Nicht mal ein richtiger Vergleich mit Testreihen unter genau definierten und garantierten Umständen. Allerdings habe ich beide Gläser bereits mehrfach besessen und kam immer wieder zum gleichen Ergebnis.

Da ich schon mindestens zweimal ein SP AF 70-300mm VC hatte, habe ich immer wieder dieses Tamron empfohlen, wenn ich nach gutem und günstigem Telezoom gefragt wurde. Ein eher schlechter abbildendes AF-S 70-300 VR hatte ich zu meiner Nikon Anfangszeit mit D80 und D300s und konnte daher ziemlich sicher das bessere Tamron empfehlen. Immer vorausgesetzt man hat nicht Ausreißer nach oben oder unten gehabt, Toleranzen lassen ja sehr viel zu.

Mein befreundeter Forumskollege Heiko hatte sich nun nach einem solchen Tip von mir das besagte Tamron zugelegt und ist seitdem gleichermaßen zufrieden und beeindruckt von dem Teil, ja sogar richtig glücklich damit. Scharf in jedwedem Brennweitenbereich, immer mit guten Kontrasten und schönen Farben. Dazu der wirklich phänomenale Stabilisator. Genau so kenne ich es allerdings auch.

Trotzdem hatte ich mir nun abermals ein recht günstiges AF-S Nikkor 70-300mm VR im sehr guten Gebrauchtzustand zugelegt. Auch um nochmal zu sehen, was es mit meiner damaligen eher schlechten Erfahrung denn auf sich hatte. Zudem hatte sich ein Arbeitkollege gleichfalls so ein Nikkor gebraucht gekauft und ist seitdem zufrieden damit. Und immer wieder liest man ja auch über andere zufriedene Besitzer, wobei eigentlich sämtliche Test aber in der Regel das Gegenteil bewiesen und das Tamron als deutlich besser beschrieben.

Ich fragte nach ob Heiko an einem kleinen Vergleich interessiert sei und schickte ihm das Glas nach Einwilligung kurzerhand zu.
Auf meinen Wunsch hin und mangels eines solchen Tamrons, machte er auch ein paar Fotos der Objektive selbst, welche die äußeren Unterschiede dokumentieren. Beide Objektive hat er an seiner neuen Nikon DF verglichen.

Baulänge, Breite und Gewicht liegen nah beieinander, die genauen Daten entnehmen Sie bitte selbst dem Internet: 

Tamron 70-300 VC - Nikon 70-300 VR 

Das Tamron hat zwar die etwas kleinere Frontlinse (62mm gegen 67mm), aber trotzdem eine geringfügig höhere Anfangslichtstärke (Blende 4 zu 4,5). 
Beide haben eine recht gute und den Preisen angemessene Verarbeitung mit überwiegenden Kunststoffanteilen. Heiko findet das Nikkor besser verarbeitet, mir liegt eigentlich eher das Tamron. Aber ich hatte jetzt auch nie den direkten Vergleich, sondern beide immer mit gewissem Abstand nacheinander. Die Zoom - Gummierung des Tammi ist schmaler, aber meiner Meinung nach griffiger. Sein Fokusring ist dafür breiter und das Fenster mit der Fokusskala weit größer als beim Nikkor, wo man anscheinend eher auf die darunter liegende üppige und vergoldete Beschriftung Wert legt. Beim AF-S des Nikkors kann man händisch in den AF eingreifen, dank Rutschkupplung, man muß nicht vorher auf manuelles Fokussieren umschalten. Beim USD des Tamron geht das genauso. Das Nikkor bietet übrigens noch ein richtiges Alleinstellungsmerkmal gegenüber Tamron und Sigma. Es hat, wie mehrere andere VR Nikkore auch, einen zweiten Stabilisatormodus namens "Active". Damit soll man sich bewegende Motive stabilisiert verfolgen können, wenn ich das richtig verstehe. Also etwa ein Auto bei der Fahrt verfolgen und trotzdem stabilisierte Fotos bekommen. Ob das nun genau so funktioniert weiß ich mangels Test nicht und wurde wohl auch von Heiko nicht getestet. 
Eine ausladende Gegenlichtblende wird bei beiden Objektiven mitgeliefert und ist beim Tamron nochmals deutlich länger. Metallbajonett bieten dankenswerterweise beide, das Nikkor hat zusätzlich diese hilfreiche schmale Staubmannschette, die das Eindringen von Staub und leichtem Spritzwasser am Bajonett verhindern soll. 
Hier ein optischer Überblick:




Ohne Gegenlichtblende sind beide ja noch relativ kompakt zu nennen, bedenkt man den Brennweitenbereich. Mit Geli und vor allem komplett ausgezoomt, sieht es dann doch etwas anders aus. Und vor allem das Tamron sieht wuchtig und wichtig aus:


Heiko fand beider AF ausreichend schnell, ohne allzu große Unterschiede. 
Der Stabilisator des Tamron ist allerdings ein Hammer, er tackert das Sucherbild förmlich fest und das wird auch fast ausnahmslos von vielen so beschrieben. Das macht das Nikkor jetzt nicht so ausgeprägt, soll aber angeblich im Moment der Auslösung nochmals fester zupacken. Auch das weiß ich aber bloß aus Forumsgeflüster.

Wenn das aber wirklich so wäre, läge es dann doch an den Gläsern, daß das Nikkor vor allem am langen Ende gegenüber dem Tamron deutlich abfällt was Kontraste und Auflösung angeht. Das kann man so mit wenigen Ausnahmen aber auch in manchem Test lesen. Dabei ist das Nikkor nicht wirklich schlecht, sondern einfach bloß flauer und weicher abbildend als das Tamron. Aber die Bildqualität sollte ja letztlich doch das entscheidende sein, oder? 
Das Tamron überzeugt jedenfalls wirklich in jedem Brennweitenbereich und es gibt daher schon länger eher keine Alternative zu diesem Modell, welches ja auch noch deutlich günstiger als das Nikkor ist. Vor Jahren hat es gerade die Hälfte des Nikkores gekostet, bei besseren Abbildungsleistungen wohlgemerkt. Mittlerweile liegt man preislich nicht mehr ganz so weit auseinander weil das Nikkor langsam "günstiger" wurde, aber immer noch das teurere Modell ist. Es gibt noch ein von Daten und Preis her in etwa vergleichbares, stabilisiertes Sigma, welches ich aber noch nie hatte. Dessen unstabilisierte APO Version hatte ich allerdings einmal. Das war mir aber von der Haptik und Optik her sehr unsympathisch und wurde sofort wieder verkauft, ohne Berücksichtigung seiner optischen Qualitäten.

So, ab hier zitiere ich dann ab und an Heiko mit dessen Erlaubnis aus seinen Mails an mich und füge die entsprechenden Vergleichsbilder mit bei:

Nikon und Tamron nacheinander offenblendig bei 70mm, noch mit eher wenig Unterschied:
Nikon 70mm 4,5

Tamron 70mm 4,0
Nikon und Tamron jeweils wieder offenblendig, bei 135 und 130mm Brennweite.:
 
Nikon 135mm 4,5


Tamron 130mm 4,5

Zitat: "Die 300mm-Einstellung habe ich einmal als 66%-Ansicht und einmal als 100%-Crop angehängt.
Bei 66% sieht man den Unterschied noch nicht so sehr, bei 100% aber sehr deutlich."

Nikon 300mm 5,6

Tamron 300mm 5,6

Zitat: "Bei f8 legt das Nikon etwas zu, wenn man sich aber die Struktur im Mörtel anschaut, sieht man dennoch reichlich mehr Durchzeichnung.
Die Bilder mit dem Tamron wirken stets knackiger."
 
Nikon 300mm 8,0 Crop

Tamron 300mm 8,0 Crop
Zitat: "Aber vergiss dabei nicht, das wir über 100%-Crops sprechen.
Bei einer bildschirmfüllenden Ansicht relativiert sich das schon ein wenig, wenn die Objekte relativ nah sind.
Die Fotos vom Kran wiederum waren schon sehr deutlich. Da hätte man den 100%-Crop aus dem Tamron verwerten können, den Ausschnitt vom Nikon eher nicht.":
Nikon 300mm 8,0

Tamron 300mm 8,0
Zitate: "..mein Kollege hat heute die E-M1 mit dem 12-40mm bekommen: Das Tamron hält bei Blende 4 sogar mit dem Oly 12-40 bei 40mm f4 mit...
"Meine Herren, mit dem 70-300VC haut Tamron echt gewaltig auf die Pauke.
Vor allem das es offen mit dem bereits abgeblendeten Oly 12-40 mithält, finde ich echt sensationell.
Bevor ich das Tamron hatte, war ich zeitweise etwas besorgt wegen der ziemlich schlechten Bilder im BBT dazu - aber jetzt ich bin sowas von happy, dieses geniale Glas zu haben!"
Ende des Zitates.

Dem habe ich nichts hinzuzufügen.

Ciao

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