Nikon AF Nikkor 28mm f/2,8 (ältere, nicht "D" Version)

Das kleine, alte Nikkor ist eine meiner Lieblingslinsen, wie ich die Tage nochmals feststellen konnte. 
Eigentlich für analoge Kameras gemacht und daher primär für FX geeignet, lief es bei mir bisher aber immer ausgerechnet an DX zur Höchstform auf (wobei ein Fotofreund mir kürzlich genau das Gegenteil beschrieb). Sowohl an der D7000 als auch jetzt wieder an der D7100, gefällt es mir optisch überaus gut. Das liegt deswegen vielleicht auch am Cropfaktor von 1,5. Damit ist es schließlich ein ideales "Normalobjektiv" mit einem Abbildungsfeld von 42mm. Es liegt aber nicht am sogenannten Sweet Point, der goldenen Mitte eines Vollformatglases, denn auch an FX kann es ja überzeugen. Es ist eher die super Bildwirkung, die dann am Vollformat halt normales Weitwinkel ist und an DX weder Weitwinkel noch richtiges Normalsichtfeld. Liegt wahrscheinlich an den normalen "Verzeichnungen" eines Weitwinkels, die durch das geringere Bildfeld ganz anders und abgemildert wirken. Wenn man bei Portraits z. B. ganz nah heranginge, hätte man zwar die dicken Weitwinkelnasen im Gesicht des Modelles, aber mit ganz anderer Wirkung. Ich kann es gerade nicht anders ausdrücken. Ganz anders jedenfalls als wie bei einem richtigen Normnalobjektiv.

Mancher kennt den Begriff nicht oder missversteht ihn, deshalb mal kurz zur Erläuterung: 
Mit "Normalobjektiv" wurden zu analogen Zeiten 50mm Festbrennweiten bezeichnet, weil sie angeblich dem "normalen" Gesichtsfeld des Menschen am nächsten kommen. Finde ich so zwar eher bei etwa 35mm, aber nun gut. 
Normal bedeutet also nicht so etwas wie Einfach, Bescheiden oder Durchschnitt und ist nun wirklich kein Qualitätsmerkmal. Normalobjektive wurden aber sehr oft als erstes oder sogar alleiniges Objektiv mitsamt der entsprechenden Spiegelreflexkamera gekauft und daher gibt es sie gebraucht noch in erheblichen Mengen von wohl sämtlichen Herstellern. Lange vor irgendwelchen Kit - Zooms waren diese 50mm Objektive (meistens mit Offenblenden von etwa 1,7 - 2,0) daher so etwas wie erste Kitobjektive. In aller Regel bilden sie gut bis sehr gut ab und stellen mit den Offenblenden auch sehr gut frei. Rechnen muß man wegen fehlenden modernen Korrekturlinsen aber mit CA. Oder mangels digital geeigneter Vergütung mit Flare und Ghosts, also Blendenflecken und vom Sensor gespiegelten Geisterbildern. Das Bokeh ist auch manchmal grenzwertig. Sind aber bis auf häufige CA alles eher Ausnahmen als die Regel und die Dinger sind allermeistens sehr sehr scharf. 
Mit in der Regel Blende 2,8 schön offene 28/24mm galten als richtige Weitwinkelobjektive und wurden oft erst später dazugekauft (35mm waren schon damals vom Bildfeld her weder Fisch noch Fleisch). Danach wurde manchmal noch auf ein 105'er oder 135'er Tele gespart und gut war es meistens, denn alles andere war fast schon exotisch oder jedenfalls nahezu unerschwinglich.

Mancher legt sich heutzutage als Normalbrennweite an DX lieber ein AF-S DX 35mm f/1,8G zu, aber das ist mir eigentlich schon wieder zu lang, denn es liegt mit 1,5 multipliziert leicht über den 50mm. Freilich müssen viele jedoch ein solches AF-S verwenden, wenn es sich um eine 3xxx'er oder 5xxx'er Nikon handelt und können nicht auf ein analoges Glas wechseln ohne auf AF zu  verzichten. Von Nikon selbst gibt es bisher ja leider bloß das sehr teure und schwere AF-S 28mm f/1,8G (FX). Weiterer Vorteil ist für mich daher der an meinen D610 und D7100 deutlich schnellere Stangen - AF des alten 28mm Nikkores, sowie die überaus kompakten Abmessungen und das sehr geringe Gewicht. Mein ehemaliges Sigma 30mm f/1,4 war ein dickes und schweres Monster dagegen und mußte für seine Höchstleistung sowieso auf etwa 2,8 abgeblendet werden. 

Die alte AF 28mm Variante kommt aus analogen AF Zeiten ab 1986 und stammt angeblich vom Nikon 28mm f/2,8 Series E ab. Es kam anfangs mit einem harten und schmalen Plastikring als Fokusring heraus, später gab es dann mein Modell mit breiterem und weichem Gummiring. Genau so sieht auch das nochmals spätere und immer noch verkaufte D - Modell aus. Das hat allerdings eine andere Linsenrechnung mit sechs Linsen statt derer fünf bei meinem älteren Exemplar. Und es hat eine größere Frontlinse. In der optischen Leistung sind aber wohl alle in etwa gleich und damit alle gleich gut. Besondere Schwächen kenne ich jedenfalls weder bei meinem Af, noch beim alten Series E.
Bei Ken Rockwell kann man (englisch) mehr dazu lesen. Auch seine doch etwas gegensätzliche Meinung zur Abbildungsleistung:

Ken Rockwell - AF Nikkor 28mm f/2,8

Rockwells Abbildungen des Objektives genügen wohl, mehr kann ich von diesem Objektiv auch nicht zeigen. Nur bloß zwei Fotos an der 7100, um die Kompaktheit aufzuzeigen:





Hier daher lieber ein paar aktuelle Beispielbilder vom Objektiv mit der D7100. Aufgenommen auf einem Friedhof, wo es ein wunderbar leichter und scharfer Begleiter war:








Hier drei schöne Beispiele an meiner ehemaligen D7000:




Und an der alten (aber motorisierten!) D50 mit knapp über 6 Megapixeln ist es gleichfalls toll gewesen:


Ich mag den Charakter des Objektives, den ich auch durchaus für bemerkenswert und besonders halte. Die Schärfe und besondere Klarheit, aber auch die Kontraste und Farben des Glases sind an meinem Exemplar zumindest sehr gut. Die Freistellung bei 2,8 ist mir persönlich übrigens deutlich lieber als etwa die viel gewünschten 1,4 oder 1,8. Man hat allermeistens deutlich mehr Kontraste, Schärfe und dank minimal größerer Schärfentiefe auch mehr Reserven bei feinsten Bewegungen von Kamera oder Motiv. Offenere Objektive (mein ehemaliges Sigma 30mm 1,4 und mein Sigma 20mm 1,8), blende ich auch deswegen meistens sowieso auf 2,0 - 2,8 ab. 
Es ist mir jedenfalls immer wieder eine Freude mit dem Nikon AF Nikkor 28mm f/2,8n  zu fotografieren, auch wenn es wegen meiner deutlichen Vorliebe für Zooms leider zu oft in der Fototasche verbleibt.

Und das alles bei minimalem finanziellen Einsatz. Man bekommt es zu rund 80 - 100,- Euro auf Ebay oder in Foren, gebraucht natürlich. Manchmal sogar günstiger. Oft wird aber mehr verlangt, doch dann wartet man lieber auf eine günstigere Gelegenheit. 

Die spätere und immer noch verkaufte/produzierte D Variante wird gebraucht unnötigerweise meistens deutlich teurer verkauft als die älteren Varianten. Diese ist aber nicht wirklich nötig, denn "D" (Distance) wirkt sich bloß minimal auf die Color Matrix Messung aus, kann also unter wenigen Umständen wegen Einbeziehung der eingestellten Entfernung zur etwas genaueren Belichtung führen. Im TTL Blitzbetrieb mit Color Matrix Messung gibt es ähnlich seltene Situationen, bei denen womöglich eine genauere Belichtung möglich ist. Bei Spotmessung und mittenbetonter Integralmessung (die ich bevorzuge) spielt "D" allerdings überhaupt keine Rolle. Allerdings hat das D wie oben erwähnt eine andere Linsenrechnung mit weit größerem Frontglas, sodaß es evtl. doch lohnt weil es anders abbildet?
Wer manuelles Fokussieren nicht scheut oder sogar mag, sollte sich die etwas neuere und oben gezeigte Version mit dem Gummiring (oder das äußerlich baugleiche D) zulegen, denn den schmalen und harten Plastikring der ersten Version möchte man dabei nicht wirklich bedienen müssen. So ist es dann natürlich auch für die kleineren Nikon ohne eingebauten AF - Antrieb geeignet und eine wirklich mal superleichte Kombination. Oder man legt sich gleich eine der MF Versionen zu, wobei man dann für eine kleinere Nikon auf ein Objektiv mit Chip achten sollte.

Ciao

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