Nikon AF-S 24-120mm f/4G ED VR

Nachdem ich ja doch wieder zum Vollformat ging, wollte ich auch mal etwas besseres Glas haben. Leider wurde ich ähnlich enttäuscht wie beim AF-S 16-80mm f/2,8-4E ED VR. Auch hier Goldring plus Nanobeschichtung, aber leider wieder mich enttäuschende Abbildungsleistungen. Damit man mich richtig versteht: Die Bildqualität meines Exemplares war durchaus in Ordnung, bloß war sie eben nicht so viel besser als bei meinem AF-S 24-85mm f/3,5-4,5G ED VR. Das weit verbreitete und für sein Geld wirklich gute Standardzoom ist aber nunmal weit günstiger als das 24-120mm f/4. Und zudem ist es am langen Ende zwar minimalst lichtschwächer, dafür aber am unteren Ende sogar minimalst lichtstärker.

Wie meistens habe ich mir das Glas nur gebraucht geleistet, weil ich nicht wieder (wie beim DX 16-80mm VR) zurücksenden wollte. Die Preise für Gebrauchtexemplare liegen momentan in etwa doppelt so hoch wie bei einem 24-85mm VR. 

Ich habe das mir sehr schwere 24-120 nur ein paar Tage ausprobiert, weil die ersten Fotos zeigten, daß da nicht ganz das bei dem Preis Erwartete kommen würde. Die 120mm sind zudem nicht der Wahnsinnsunterschied zu den 85mm des weit kompakteren 24-85mm VR. 

Ich war durchaus etwas enttäuscht, das muß ich sagen. Doppelter Preis, angeblich bessere und teure Nanovergütung. Der Goldring, ja wofür eigentlich? Die Verarbeitung ist nicht besser als beim kleineren 24-85mm, da trägt etwa das alte 24-70mm f/2,8 den Goldring ganz sicher rechtmäßiger, mit seiner hervorragenden Verarbeitung und besseren Materialien und weit schnellerem AF-S. Der AF-S des 24-120 ist minimal schneller als der des 24-85mm, der Stabilisator aber auch nicht besser. Ich weiß momentan nicht womit sich das Objektiv den schicken goldenen Ring unterhalb des Fitergewindes verdient. Vielleicht kann jemand aufklären? Das meine ich ganz ehrlich, ich wüßte gerne worin der deutliche Mehrwert besteht, außer im längeren Brennweitenbereich und minimal schnellerem AF. Ich habe mal gelesen, daß der gerade darin besteht, daß man halt über den gesamten Brennweitenbereich diese Offenblende hat. Das würde mir allerdings nicht ausreichen. Man erkauft sich das nämlich mit deutlich spürbarem Mehrgewicht und größeren Ausmaßen. Und das 24-85mm liegt ja mit 3,5-4,5 kaum besser oder schlechter im Blendenbereich.

Insgeheim bin ich aber sogar froh. Habe ich so ja nicht nur mir selbst bestätigt, was für ein wirklich gutes Glas das kleine AF-S 24-85mm VR doch ist. Für mich einfach das beste kostengünstige und stabilisierte Nikkor, das man derzeit an 24MP FX verwenden kann.

Dazu kommt, schon an der D610 ist das 24-120mm f/4 mit seinem langen Body und recht hohen Gewicht von 710Gramm gegen das 24-85mm ein Bolide. Ich möchte mir das größere und schwerere Objektiv momentan nicht an einer D800/810 vorstellen. Natürlich gibt es Fotografen die davon nicht abgeschreckt werden und das 24-70 f/2,8 ist ja nochmals schwerer. Aber ich würde mich vielleicht alleine wegen des Gewichtes mit dem 24-120 auf Dauer schwertun. In meinem kurzen Intermezzo mit dem Glas jedenfalls, viel mir das Gewicht negativ auf, wobei ich aber natürlich nicht ausschließen möchte, daß ich mich auf Dauer daran gewöhnen könnte.

Abschließend wieder ein paar Fotos des Kandidaten.

Filtergewinde 77mm, keine Beschriftung um die Frontlinse. Deutlich sichtbar der Goldring hinter dem Filtergewinde:


Auch deutlich hervorgehoben, das "N" für Nanobeschichtung. Die Verarbeitungsqualität des Bodys liegt aber eher nicht über der des 24-85mm VR, ist möglicherweise sogar gleich. Hatte ich so ähnlich ja auch beim Goldring - Objektiv AF-S DX 16-80mm f/2,8-4E ED VR, obwohl das nun erfreulicherweise wirklich ein Leichtgewicht war. 
Die Geli ist beim 24-120mm f/4 VR aber vergleichsweise kompakt, wie man unten noch besser sehen wird. Am 16-80mm ist sie ohne erkennbaren Grund unnötig voluminös und so auch nicht an anderen Nikkoren vorhanden:


Hinten gibt es keine Überraschungen und natürlich die abdichtende Gummilippe um das Bajonett. Da es kein "E" Objektiv mit elektronischer Blendensteuerung ist, lugt links natürlich der übliche mechanische Blendensteuerhebel hervor:


Die HB-53 Gegenlichtblende ist, wie erwähnt, von der kompakteren Sorte. Es hätte ja noch gefehlt, wenn an dem langen und recht breiten Objektiv noch so ein kantiges Teil wie beim AF-S DX 16-80mm VR klemmen würde. Die Geli ist stabil, rastete an meinem Exemplar aber nicht ganz spielfrei ein und neigte bei Berührungen zum leichten Klappern:


Zufällig hatte ich noch ein altes Nikon AF-S 24-120mm f/3,5-5,6G ED VR da und konnte kurz zwei Vergleichsfotos machen.
Das deutlich schlechter abbildende alte Objektiv ist merklich schlanker, kürzer und leichter. Es ist aber auch klappriger (Tubus) und von anderer, älterer, aber nicht schlechter Oberflächenqualität. Die Gummilippe fehlt ganz, der VR I Stabi hilft bei den eher weicheren Abbildungsleistungen auch nicht weiter. Er ist aber nicht merklich schlechter als der VR II des neueren Glases. Der AF ist bei beiden eher gleich, zumindest an der D610. Beide sind Made in Thailand, was aber absolut nichts heißen soll.



Stellt man das 24-85mm daneben, weiß man was ein kompaktes, gutes Glas ist. Das 24-85mm VR ist übrigens Made in China. Ich glaube man sieht auf diesem einzigen Foto schon, daß die Verarbeitung eher auf gleichem Niveau liegt:


Die am 24-85mm VR abgebildete Geli HB-63 verwende ich übrigens nicht. Von einem früheren Vergleich wußte ich, daß die kürzere HB-25 des AF-S 24-120mm 3,5-5,6 VR auch paßt. Ich verwende diese lieber als die meiner Meinung nach unnötig lange HB-63.

Beispielbilder erspare ich mir. 24-85mm 3,5-4,5 und 24-120mm 4 liegen bei fast jeder Brennweite in etwa gleichauf, wobei das größere Objektiv am langen Ende dann aber doch nochmals besser auflöst. Nur nicht so deutlich, als daß man gleich den doppelten Preis zahlen möchte.
Das macht das 24-85mm VR für mich zum fast idealen Allround - Immerdrauf Objektiv an der D610. Wie auch beim DX 16-80mm, hätte ich beim 24-120mm f/4 doch deutlich bessere Abbildungsqualitäten erwartet. Es ist im Allgemeinen ja doch genau das, was man für deutlich mehr Geld erwartet. Sicherlich hat es hinten 35mm mehr Brennweite. Aber die bemerkt man weit weniger als man meinen würde.

Für mich war das so insgesamt ein Fehlkauf. Ich habe es wieder abgestoßen und den Erlös lieber in ein super Makro - Objektiv investiert. Über das Tamron SP AF 90mm f/2,8 USD VC berichte ich dann wenn es da ist. Da die Gebrauchtpreise des 24-120mm f/4 recht hoch sind, blieb sogar genug über, um mir auf Amazon zudem wieder ein gebrauchtes Sigma 18-200mm f/3,5-5-6,3 DC OS HSM Contemporary zu erwerben. Das hatte ich leichtsinnigerweise einem Kollegen verkauft. So hat das Ganze doch noch eine gute Wendung erfahren.

Aus dieser nochmaligen Erfahrung heraus aber auch wieder der Tipp, daß das AF-S 24-85mm VR keinesfalls abfällig als Kitlinse zu betrachten ist (obwohl es das dank Nikons Kit - Politik ja ist, aber das 24-120mm an der D800 auch). Die Bildqualität, der AF und auch der Stabi bewegen sich auf sehr hohem Niveau und der Amateur braucht eigentlich nichts anderes um damit den ganzen Tag für sehr viele Situationen gerüstet zu sein.Wer das 24-120mm favorisiert bekommt am langen Ende mehr Brennweite. Dazu aber auch deutlich mehr Gewicht und Masse. Mehr Gegenwert aber kaum, das sollte man bedenken.

Ich will das Glas nicht schlechter machen als es ist, es ist im Gegenteil ja ein recht gutes Standardzoom und man bekommt gute bis sehr gute Ergebnisse. All dies schreibe ich aber immer in Relation zum 24-85mm VR und der Erwartung für viel mehr Geld auch viel mehr zu bekommen. Bekam ich aber nicht.

Ciao


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