Oldtimer: Panasonic Lumix DMC-L1

 Hallo Zusammen

Mir fiel die Tage auf, daß ich hier noch nicht einen meiner Oldtimer gezeigt habe. Das liegt einzig und alleine daran, daß die Panasonic Lumix DMC-L1 seit Jahren fast nur im Regal herumlag und zuletzt schon Monate vor unserem Umzug verpackt in einem Karton schmorte. 

Die Panasonic L1 ist eine auf den ersten Blick recht seltsam wirkende Kamera. Sie sieht zwar aus wie eine Spiegellose, bzw. wie eine Meßsucherkamera, hat aber ein Porrospiegelsystem und ist damit natürlich eine waschechte, digitale Spiegelreflex. Die Innereien stammen zu großen Teilen von der Olympus Evolt e330 und die Lumix L1 wurde zudem optisch und technisch leicht verändert von Leica als "Digilux 3" verkauft. Es ist natürlich reine Geschmackssache, aber von allen drei Modellen gefiel mir damals wie heute die Panasonic DMC-L1 am Besten. Die Olympus e330 fand ich vom spacigen Styling her deutlich grauseliger als deren sachlichere Vorgängerin e300 und die Leica gab es ausschließlich in sehr kratzerempfindlicher Silberbeschichtung. Jeder tiefere Kratzer war schwarz und jeder Abrieb sowieso, weil der Kunststoff darunter schwarz durchgefärbt war. Viele teure Leica Digilux sahen daher oft schon nach kurzer Zeit deutlich gebrauchter aus als die schwarz gehaltenen Panasonic L1, was mal so gar nicht zum etwa 500,- Euro höheren Preis der Leicas passte. Ähnlich war das später bei der Nikon Df, deren silberne Variante an den Kanten der Unterseite schnell angeschabt aussah, wo die schwarze Variante halt schwarze Kratzer in schwarzem Body aufwies. Wenn überhaupt, kam für mich daher ausschließlich eine schwarze Df infrage und so ist es bei mir mit silberfarbenen Kameras bis heute. Lieber Schwarz!

Die Lumix Kamera stammt mittlerweile klar aus der digitalen Steinzeit, das ist einfach so. 7,5 Megapixel waren damals so gerade noch Standard, aber heute hat man mindestens die dreifache Auflösung. Die Kamera rauscht sichtbar schon ab ISO200, wo ich heute die Z5 automatisch bis ISO8000 regeln lasse oder um von der Sensorgröße her fair zu bleiben - die GX80 Mft Kamera bis ISO3200. Sie hatte zwar als eine der ersten Kameras einen (von der e330 geerbten) LiveView, aber dieser ist sehr langsam und fast ausschließlich auf dem Stativ zu gebrauchen. Größtes Manko war aber das ansich schon dunkle Porrospiegel System, bei der das Licht seitlich umgelenkt wird, in Verbindung mit dem sehr kleinen Spiegel und damit Sucher. Es ist wirklich schon etwas mühsam durch einen solchen Sucher einen Bildaufbau zu komponieren, da ist selbst ein verschriener Pentaspiegelsucher wie in einer D3300 oder 5500 ein Hochgenuß gegen. Es gab ja übrigens im Jahr darauf eine zweite Panasonic DSLR, nämlich die konventionell aussehende Lumix DMC-L10. Diese basierte technisch auch auf Olympus, nämlich den e410/510. Ich hatte aus Neugierde einmal ganz kurz eine Gebrauchte, weil man die superbillig bekommt.  Aber ich muß sagen, daß sie mit der eigentlich hervorragenden Verarbeitung der L1 nichts mehr gemein hatte und ein Plastikbomber ähnlich meiner damaligen Sony a200 war, haptisch vielleicht sogar schlimmer. Es sind die beiden einzigen je von Panasonic gebauten DSLR. Danach kamen nur noch Spiegelose Kameras als Mft und später ja die zunächst riesigen Vollformater.

Lumix L1

Lumix L10

Trotzdem fasziniert mich die DMC-L1 gerade wegen ihres Designs und der gegen gewöhnliche DSLR teils so anderen Technik. Auch wegen ihres ähnlichen Designs kaufte ich später die Lumix DMC-GX8 und nochmals später die kleine GX80, aber die haben dann doch nicht das gewisse Etwas das eine L1 für mich ausstrahlt. Unten im Vergleich sieht man vielleicht was ich meine.

Die Kamera ist einerseits etwas unergonomisch in der Haltung, aber andererseits auch supergut bedienbar. Das Standardobjektiv Leica D Vario-Elmarit 14-50mm f/2,8-3,5 Aspherical hat einen Blendenring, wie ein analoges Glas. An der Kamera gibt es daher keine Modischalter, denn der Modus ergibt sich tatsächlich automatisch. Je nachdem ob ich den Blendenring auf einen Wert oder in Automatik stelle und dazu das Zeitenrad auf einen Wert oder Automatik stelle, befinde ich mich sogleich in Blenden-, Zeit-, Programmautomatik oder dem manuellen Modus. Das ist klasse gelöst, gab es an manchen analogen Kameras so schon und ist vor Allem mit traumwandlerischer Sicherheit zu bedienen. Überhaupt ist fast alles am Kamerabody bedienbar, wegen nur wenigen Einstellungen muß man in das veraltete und etwas verschachtelte Menue. Das Display war damals sogar vergleichsweise groß und weist 2,5" auf, was eine gleich alte Nikon D80 auch nicht viel anders anbot. Die Verpixelung des Displays geht mit rund 215.250 Pixeln so gerade noch, bei der D80 waren es 250.000. LiveView ist schnell und einfach einschaltbar und dann aber ein wahres Geduldsspiel. Sie war aber eine der ersten Kamera, an die man Altglas adaptieren konnte.

Sehr schön ist, daß heutige Olympus und Panasonic noch immer das gleiche Blitzprotokoll verwenden und ich daher etwa den Nissin Blitz von meiner modernen GX80 an der alten Kamera verwenden kann. Den eingebauten Blitz kann man in zwei Stufen so ausklappen, daß man sogar indirekt Blitzen kann, was ich ganz toll finde und bei keiner meiner anderen DSLR klappt. Entgegen Fuji oder Sony, welche damals noch (teils zweigleisig mit SD oder CF) auf eigene und mittlerweile absolut bedeutungslose Kartenformate setzten, verwendet die Panasonic zum Glück ganz normale SD Karten und meine 16GB Samsung wurde anstandslos angenommen. Der AF ist sehr langsam für heutige und auch damalige Verhältnisse und eine nur zwei Jahre später erschienene Nikon D700 war ultraschnell dagegen.

Hier aber jetzt Fotos des schönen Stücks:





Da sieht man auch gleich die genial einfache Modusauswahl die sich aus den Kombinationen von Zeit, Blende oder Automatikstellungen ergibt. Im Bild also Zeitautomatik, weil der Blendenring auf Blende 4,5 steht und das Zeitenrad in A. Andersrum (eingestellte Zeit plus Blendenring auf A) wäre es die Blendenautomatik und bei beiden A - Stellungen die Programmautomatik und bei jeweiliger Werteinstellung an Ring und Rad dann halt der manuelle Modus. Supereinfach und quasi Idiotensicher gelöst und damit höchst praktikabel:


Der Rücken ist sehr übersichtlich gestaltet, das Display wie erwähnt damals recht groß und auch das Okular ansich groß genug, aber leider nicht der eigentliche Sucher dahinter. Die SD Karte steckt hinter stabiler Klappe und im Boden steckt ein recht lange haltender Akku. Der mit dem rechten Daumen zu bedienende Ein/Ausschalter ist nicht ganz so einfach bedienbar wie die Schalter um den Auslöser wohl jeder Nikon DSLR, aber besser als etwa an einer Canon EOS 5D, der sich weit weg am Body befindet:



Das Display ist recht grob verpixelt und damit leider auch der langsame LiveView. Superenttäuschend die Farben und Kontraste des Displays, die nichts mit der Realität zu tun haben und daher bloß rudimentäre Bildkontrolle erlaubten. Das Ganze erinnert mich etwas an die da doch ähnlich schlechte Konica-Minolta Dynax 7d, deren Display ähnlich "unbrauchbar" war und weshalb das Display deren Nachfolgerin Sony a700 eine Offenbarung war:

Der Live View ist nicht nur von der reinen Funktion her gerade so brauchbar. Auch das schlecht verpixelte Display mit teils komischen Farben erschwert das Ganze. Ich glaube schlechter war das Display nur noch an meiner damaligen Konica-Minolta Dynax 7digital, aber das ist lange her:

Der indirekt verwendbare Blitz kann sich sehen lassen, das hatte ich an keiner anderen DSLR. Das ergibt sich nicht zufällig durch zu sachtes Drücken der Blitzausklapptaste, sondern das ist wirklich so gewollt. Klar, der Blitz ist sehr klein und daher typisch schwach, aber über weiße und nicht allzu hohe Zimmerdecken geht das sogar ganz vorzüglich, sodaß man zumindest in normal hohen Räumen kein separates Aufsteck-Blitzgerät braucht und ohne Rote Augen Effekt und bleichgeblitze Gesichter mit dunkelm Hintergrund fotografieren kann. Kenne ich so halt auch von keiner meiner anderen je besessenen Kameras. Das kleine Fenster von vorne oben rechts, das die Kamera auch etwas wie eine Meßsucherkamera ausschauen lässt, ist übrigens die rote AF-Leuchte. Das Design finde ich auch daher dermaßen hervorragend, die Kamera wäre durchaus für ein Designmuseum prädestiniert. Das Einzige was ich etwas diskussionswürdig finde, ist der irgendwie klobig wirkende und nicht wirklich hilfreiche Haltegriff. Aber auch da gibt es schlimmeres:




Hier verdeutlicht, der winzige Klappspiegel und die seitlich, rechts liegende Mattscheibe des sehr ungewöhnlichen Porro Systems. Gab es so natürlich auch bei den Urvätern der L1, nämlich den Olympus E300 / E330 und sehr wenigen anderen Kameras anderer Hersteller (z. B. einige analoge APS-C Kameras):



Der Vergleich mit der noch modernen und viel kleineren Lumix GX80 zeigt die Unterschiede auf, aber auch noch gewisse Gemeinsamkeiten im Display und der Bedienung:





Selbst mit dem originalen Zusatzgriff und dessen Bodenplatte ist die GX80 eine Taschenkamera gegen die Wuchtbrumme L1:

Trotzdem finde ich die alte Kamera einfach nur schön. 


Und Fotos kann man damit ja immer noch machen, nämlich heute noch ein Foto für ein Rasurforum (mit dem eingebauten Blitz indirekt geblitzt):

Trotzdem macht sie gegen die GX80 und sowieso gegen meine moderen Nikon Z5 und Z50 keine Schnitte und wird weiter ein stilles Dasein in der Vitrine haben und nur ab und an verwendet werden damit sie keine Standschäden bekommt oder weil ich sie nochmals bestaunen und befummeln möchte.

Allerdings kann man mit ihr auch eine entschleunigte Art der Fotografie machen, fast wie mit einer Meßsucherkamera halt. Am Besten jedoch in SW und mit einer möglichst hochoffenen Festbrennweite, um das frühzeitige Rauschen als Filmkörnung und damit Stilmittel einzusetzen und dem gemächlichen AF, sowie der heutzutage sehr geringen Auflösung gerecht zu werden. Diese bedingt nämlich wohlbedachte Bildkomposition, denn mit Ausschneiden ist da nicht mehr viel. So macht sie dann auch noch wirklich viel Spaß und mancher wird Sie anschauen und sich denken, was das doch für eine schöne Kamera ist. 

Zum Leica Objektiv kann man eher weniger sagen. Die schwache Verpixelung der Kamera lässt kaum Aussagen zur Schärfe/Auflösung des Glases zu, denn bei so wenig Sensorauflösung sind die meisten Gläser ausreichend bis gut scharf. Auch zur durchaus wahrnehmbaren Stabilisierung kann man wenig sagen. Wohl aber, daß diese bei der schlechten ISO - Leistung der Kamera wirklich sehr schnell sehr nötig ist. Ich weiß nicht ob es Tests des Glases an deutlich besseren Four Thirds Kameras wie der Olympus E-5 je gegeben hat, an der man das evtl. besser evaluieren kann.

Für mich selbst ist die Panasonic Lumix DMC-L1 aber eine der allerschönsten Kameras überhaupt. Einer Meßsucherkamera nicht unähnlich, von selten schöner Ästhetik und vor Allem überaus einfach, durchdacht und intuitiv äußerlich bedienbar. Ein etwas größerer und hellerer Sucher (am besten spiegellos), ein moderner Sensor und ein moderner Prozessor und ich würde sie heute noch mit Freude und wohl recht oft verwenden wollen. 

Ciao
 






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