Fotos für ein Rasurforum.

 Hallo zusammen.

Schon länger bin ich in diversen Rasurforen unterwegs, teils als Moderator und sogar Mitgründer. Seit einigen Jahren beschränke ich mich allerdings auf das Forum der Rasur. Die drei großen, deutschen Rasurforen beschäftigen sich hauptsächlich mit diversen Utensilien der Nassrasur, Neuheiten und alte Entdeckungen wie Rasiermesser, Rasierhobel, Rasierpinsel, Wechselklingenmesser (Shavetten oder WKM genannt), Systemrasierer (Gillette, Wilkinsonetc.), Rasierklingen, Rasiercremes und -seifen usw.. Daneben mit allerlei Problemen die bei der Rasur in technischer Form oder wegen Hautirritationen usw. auftauchen können. Wer sich nie nass rasierte und vor Allem nicht auf alter Väter Sitte mit einem echten Rasiermesser oder Rasierhobeln, der weiß nicht was für ein weites Feld sich da auftun kann. Die Kombinationsmöglichkeiten diverser Hobel mit verschiedenen Rasierklingen z. B. tendieren gegen unendlich, erst recht wenn man die Hobel auch noch verstellen kann, oder neuerdings mit verschiedenen Hobelköpfen versehen kann, die aggressiver, neutral oder milder rasieren. Recht ähnlich sieht es bei den Rasiermessern aus, die sich durch den verwendeten Stahl (rostende Carbonstähle oder rostträge INOX in diversen Zusammensetzungen und Härten), verschiedene Schliffe (derbe, hablhohl, vollhohl bis extra vollhohl), verschiedenen Kopfformen etc. unterscheiden. Dazu kommt die Schärfe der Messer, vom (hoffentlich guten) Fabrikabzug bis zur Eigenschärfung unter Verwendung relativ günstiger Kunststeine bis teuerster japanischer, thüringischer oder belgischer Natursteine. Wie in jedem Forum hört so mancher auch hier die Flöhe husten und bemerkt Unterschiede, die ein Neueinsteiger wohl vergeblich suchen wird.

Ich rasierte mich seit Anfang der 2000'er Jahre mit Rasierhobeln, davor mit diversen Systemrasieren von billig (Aldi) bis teurer (Gillette). Etwa 2006 oder 2007 fing ich dann mit der Messerrasur an, die mich anfangs vor starke Probleme stellte. Weder die Haltung war richtig, noch der Druck auf die Haut und wahrscheinlich hatte ich es auch gleich auf einem Lederriemen stumpf geledert. Letzteres passiert Anfängern sehr häufig. Auf diversen Plattformen werden manchmal Messersets verkauft, also ein Rasiermesser mit Lederriemen usw.. Wenn man sich die Lederriemen anschaut, sieht man oft Einschnitte darin und weiß sofort, daß das Rasiermesser absolut untauglich zur Rasur verkauft wird. Rasieren tut man sich nämlich mit einem sehr feinen Grat an der Schneide, der beim Schnitt in Leder oder überhaupt allem anderen außer Barthaaren unweigerlich zerstört wird. Man bedenke dabei, daß man mit dem Rasiermesser eben nicht schneidet (was ja in die Haut gehen würde) sondern die Stoppeln eher wegschabt. Solch ein Messer muß neu geschärft werden, was je nach Aufwand und Stahl 10 - 60 Minuten oder sogar länger dauern kann.

Obwohl ich mich jetzt lange Jahre mit Messern rasiere, habe ich das selber Schärfen immer gescheut und die Messer zu erfahrenen Schärfern aus den Foren geschickt um kostenpflichtig schärfen zu lassen und dann aber auch top geschärftes zu bekommen. Seit wenigen Monaten erst habe ich mich doch selber darangegeben und recht flott ersten Erfolg gehabt. Auch, weil ich mich auf einen Satz Kunststeine beschränkte, womit man gute Schärfungen immer reproduzieren kann. Dazu kaufte ich später einen hochfeinen, chinesischen Naturstein mit 12.000'er Körnung, denn ich als letzten Stein verwende, nachdem ich bei komplett stumpfen Messern mit 1000 anfange und über 3000, 5000 und 8000'er Körnung bis zum letzten Stein gehe. Mittlerweile habe ich damit also recht gute Steine (keine teuren) und kann, wenn alles stimmt (also der Stahl einfach zu schärfen ist), die Ergebnisse der erfahrenen Schärfer erzielen. Seitdem verstehe ich aber auch, daß man das nicht eben mal so macht und durchaus sein Geld verlangen kann. Außerdem verschließen die oft sehr teuren Steine ja auch irgendwann. Ein Japaner oder Belgier kann durchaus mehrere hundert Euro kosten und ist oft kaum größer als ein Riemchen, eher kleiner. Es gibt auch manchmal "Problemmesser" mit sehr hartem Stahl, zu krummer Schneide (Traditionell Wate genannt, weil sie ja eben nicht schneidet) oder anderen Problemen, die ich dann doch wieder jemandem schicken muß, weil ich niemanden in der Nähe habe der mir zeigen könnte wie man es in dem Fall macht.

Gern gesehen in den Foren sind Fotos der täglichen Rasur, also vom verwendeten Equipment, oder Rasurfotos die einfach irgendetwas bezüglich der Nassrasur herzeigen. Allermeistens fotografiere ich dabei meine zweitägliche Messerrasur. Unten zeige ich nachher recht viele die mir ganz gut gefallen. Mehr wegen den Messern als wegen der Fotoqualität. Ich bemühe mich dabei zwar einigermaßen, oft mit indirekt verwendetem Nikon SB-400, 700 oder 900 Aufsteckblitzen, verwende aber weder ein Stativ, noch ein Makroobjektiv oder etwa eine Whitebox für diese Art der Tabletopfotografie. Die Fotos werden meistens mehr oder weniger in DxO PhotoLab Elite 7 und PhotoScape 3.7 bearbeitet, sind aber weit davon entfernt perfekt verändert worden zu sein. Das möchte ich auch nicht, denn das würde nicht real die zweitägliche Rasur aufzeigen. Ich speichere auch nicht alle Rasurfotos, denn manchmal fehlen Zeit oder Lust oder beides und die Fotos werden banal. Dann fliegen sie nach dem Posten in den Papierkorb.

Es wird auffallen, daß ich fast immer zwei Rasiermesser verwende und dazu einen Rasierhobel oder einen Systemrasierer. Ich verwende zwei Messer weil ich mit rund 260 Rasiermessern recht viele davon habe und sie so in der (nicht festgelegten) Rotation oft genug drankommen. Entweder vergleiche ich dann ähnliche Messer (je eines pro Gesichtshälfte), oder nehme gerade sehr unterschiedliche für jeden Durchgang im gesamten Rasurbereich, also etwa ein vollhohles für den Durchgang mit dem Strich (Wuchsrichtung) und ein schweres, derb (keilförmig) geschliffenes Messer gegen den Strich. Je nach Gusto halt. Da ich insbesondere am Hals Problemzonen habe in denen die Stoppeln teils in mehrere Richtungen wachsen, nehme ich in einem dritten Durchgang einen Hobel oder Systemrasierer um letztlich die gewünschte Gründlichkeit und Glätte zu erzielen, die sicherlich besser ausfällt als bei reinen Sytemrasiereranwendern oder Menschen die Elektrorasierer verwenden. Nach meiner ca. 44jährigen Rasurerfahrung kann ich aus meiner Sicht behaupten, daß es absolut nichts gründlicheres und nachhaltigeres gibt, als ein sehr gut geschärftes Rasiermesser. Gleichzeitig ist auch kaum etwas sanfter auf der Haut. Rasieren ist für mich immer ein kleines Wellnessprogramm und ich rasiere mich allermeistens alle zwei Tage, damit etwas mehr Bart für die Messer vorhanden ist. Wenn man mit ganz wenig Druck, im 30° Winkel die Stoppeln quasi abschaben kann ohne sich Blessuren jedweder Art zuzuziehen, hat man ein top geschärftes Messer, daß man auch noch sehr gut zu beherrschen vermag.

Etliche meiner Rasierpinsel habe ich selber teilgefertigt. Dazu bestelle ich (meistens bei AliExpress) einen Griff mit gewünschter Bohrung und eine Besteckung (Quast) in passender Größe und gewünschter Qualität, meistens jedes Teil von verschiedenen Herstellern, ja nachdem was angeboten wird. Beides wird mit Zweikomponetnenkleber verklebt und kann einen Tag später verwendet werden. Nicht nur habe ich so viele individuelle Rasierpinsel, sondern die Qualitäten der Dachshaare und die Dichte des Quastes sind in aller Regel sehr viel besser als das was man dann sehr teuer fertig kaufen kann.

Auch bei Rasiercremes und Rasierseifen kann man sich austoben, es gibt etliche traditionelle Hersteller und immer mehr sogenannte Artisans, die zuhause oder in neugegründeten Manufakturen als Einmannunternehmer allerfeinste Seifen und Cremes herstellen, die dann ganz hervorragenden Schaum erzeugen können. Der Rasierschaum ist absolut wichtig udn immer mitentscheidend für das Rasuererlebnis und Egebnis. Wer neumodische Gels mit Systemrasierern verwendet ist meiner Meinung nach selber schuld, aber jeder wie immer wie er will.

Mein mit Abstand allerbester Rasierhobel (und ich hatte früher in einem anderen Forum hunderte gesammelt) ist der deutsche Dreiklingenrasierer (drei Halbklingen) Shavent. Und das auch schon bevor er in der Höhle der Löwen vorgestellt wurde. Absolut gründlich, supersanft und bei mir auch komplett Blessurenfrei. Ich liebe den so, daß ich einen zweiten als Ersatz plus Ersatzteilset kaufte, denn man weiß ja nie wie lange sich solche Startups halten werden. Und neulich bestellte ich das neue Compact Modell, daß wirklich sogar nochmals besser ist. Daher sieht man diese Shavent sehr oft auf meinen Fotos. Alle übrigens "Made in Germany". Im ersten Foto ist gleich der neue Shavent Compact zu sehen:
























































































Die ältesten Messer stammen so aus 1850, aber ich ahbe auch neueste Modelle. Meine Lieblingsmarke bei neueren Messer ist Böker, von denen ich einige habe die auf weltweit 99 Exemplare limitiert sind. Bei älteren Solinger Messern steht bei mir oft DOVO (Dorp&Voos) drauf, oder Robert Klaas, die beide heute qualitätsmäßig weit bescheinenere Messer herstellen. Oder die Firma Zwilling, die leider so Ende der 90'er Jahre die Produktion einstellte. Wenn eine Firma die Produktion einstellt lag es in der Vergangenheit meistens daran, daß die leute sich lieber mit Rasirhobeln, Systemrasieren oder sogar trocken rasieren. Heutzutage ist es eher extrem der fehlende Nachwuchs. Das geht soweit, daß in einer Firma einmal die Woche ein über 90jähriger Schleife kommt, weil es keine neu ausgebildeten mehr gibt. Der Job ist nicht gerade üppig bezahlt, dreckig und die Ausbildung dauert laut Aussagen der alten Schleife bis 5 Jahre. Erst danach ist man bei gutem Talent in der Lage eine Klinge so hohl zu schleifen, daß sie schon beim Abledern hellen Klang erzeugen kann und bei der soganenntan Nagelprobe am Daumennagel die Schneide eine starke Ausbuchtung herzeugt (Nagelperle). 

Der Beruf des Schleifers ist nahe am aussterben und war früher sogar in mehrere Jobs für mehrere Arbeitsschritte gegliedert, während heutige Schleifer oft alle Arbeitsschritte alleine machen. Ralf Aust in Solingen etwa, ist so ein Einmannbetrieb im eigenen Schleifkotten, wie diese Werkstätten traditionel heißen. Bei den heutigen Lohn und Lohnnebenkosten wäre es unmöglich auf die alte Art mit diesen diversen Jobs zu produzieren, denn selbst schlicht gestaltete Messer würden immens teuer.

Ciao

Kommentare