Das neue Nikon AF-P Zoom Nikkor 70-300mm f/4,5-5,6E ED VR

Hallo zusammen

Nach Längerem ist nochmal Neuware bei mir. Es handelt sich um das noch recht neue Nikon AF-P 70-300mm f/4,5-5,6E ED VR. Im Namen stecken gegenüber der alten AF-S 70-300mm G ED VR Version gleich zwei wichtige Änderungen.

Einmal ist es ein AF-"P" Objektiv. 
Der AF-P ist rein elektronischer Natur, über Schrittmotoren. Wichtig zu wissen ist, daß man ab bestimmtem Kameraalter diese Objektive nicht mehr verwenden kann, da sie an denen keinerlei Möglicheit des mechanisch/manuellen Fokussierens bieten. Das Fokussieren geht rein Elektronisch. Durch Drehen am Fokusring steuert man die Schrittmotoren an und bei alten Kameras mangelt es dort an der Übertragung der entsprechenden Signale. Man dreht also am Ring und es passiert absolut NICHTS. Ich hoffe das ist verständlich und auch richtig beschrieben.

Zweitens ist es ein "E" Objektiv.
Damit hat es eine rein elektromagnetisch gesteuerte Blende und es gibt kein klassisches,objektivseitiges Pendant für den kameraseitigen Blendenhebel mehr. Die Objektive sind im abgenommenen Zustand komplett offenblendig, wo z. B. "G" Objektive noch komplett abgeblendet waren und sich die Blende erst mit dem Aufdrehen auf die Kamera dann komplett öffnete um im Betrieb dann von der Kamera abgeblendet werden zu können. Auch hier werden ältere Kameras nun ausgeschlosen. Evtl. kann man an diesen alten Modellen solche Objektive dann halt offenblendig verwenden, aber das weiß ich nicht und wahrscheinlich werden solche Kameras ja auch schon durch den AF-P ausgeschlossen. 

Bei Nikon wird es also immer wichtiger, sich über Kompatibilitäten bezüglich seiner älteren Kamera mit neuen Objektiven zu informieren. Bis hinunter zu den D300/700 scheinen sie umfassend zu funktionieren. Was noch ältere und kleinere Kameras betrifft, sollte man sich gründlich informieren oder am Besten die Chance zum Upgrade auch auf neueste Sensortechnik nutzen und sich eine modernere Kamera zulegen. Übrigens zieht dann wohl auch nicht mehr das oft angebrachte Argument pro Originalobjektiv, man wäre dann auf der sicheren Seite und ginge späteren Inkompatibilitäten durch Fremdobjektive aus dem Weg. Im Gegenteil kann man diese meistens sogar kostenlos (bis auf Hinversand) updaten lassen, oder bei Sigma mit dem USB Dock sogar selber updaten. Ob das mit der Tamron Tap-in Console so auch geht, weiß ich nicht.

Da ich momentan nur DX Kameras verwende, stellt sich manchem vielleicht die Frage, warum ich nicht die entsprechende DX Variante wählte, die neu sogar noch deutlich weniger als die Hälfte kostet?
Ganz einfach: 

Erstens  wäre das DX Glas quasi sofort obsolet, falls ich doch einmal wieder auch FX verwende, bzw. müßte ich ein FX Telezoom zukaufen. 

Zweitens ist es nicht abgedichtet wie das besser verarbeitete FX. 

Drittens ist es am, bei einem Telezoom wohl nochmal wichtigeren, langen Ende mit f/6,3 nochmals dunkler. 

Vierter und fast wichtigster Grund ist, daß es ein Plastikbajonett hat, was ich bei der Länge dieser Objektive in keinster Weise verstehe. Mal ganz davon ab, daß ich Plastikbajonette grundsätzlich nicht verstehe. Nach einigen Tests ist das Fx dann wohl auch die bessere, optische Variante.

Hier ein Vergleich der Maße etc. der beiden Gläser:

AF-P FX 70-300 - AF-P DX 70-300

Hier mal ein Vergleich mit der alten AF-S Version:

AF-P FX 70-300mm - AF-S FX 70-300mm

Und letztlich auch damaliger Vergleich von einem Freund und mir zwischen dem Tamron und dem Nikon AF-S 70-300mm VR:

Nikon AF-S 70-300mm VR - Tamron 70-300mm VC

Mit ausschlaggebend waren aber auch zwei Aktionen von Nikon. Einmal eine Cashback Aktion, wegen der ich genau 100,- Euro zurückbekomme. Zum anderen eine 5 Jahre Garantie - Aktion, zu der man sich im Zuge der Cashback Aktion gleich mit anmelden konnte. 
Beide Aktionen in Verbindung mit der weit besseren Verarbeitung und FX Tauglichkeit wiegen meiner Meinung nach den Mehrpreis des FX Glases so ziemlich auf.

Obwohl Nikon sich seit einiger Zeit bei etlichen günstigeren Gläsern ordentliche Bajonettdeckel und Gelis gleich ganz spart, ist dieses 70-300mm noch komplett ausgestattet. Man bekommt also die gewohnten schwarzen Bajonettdeckel statt eines milchig durchsichtigen Aufsteckdeckels hinten, sowie eine originale Streulichtblende und einen Objektivbeutel:


Das Objektiv strahlt eine sehr gute Verarbeitung aus, auch wenn es sich nicht sonderlich schwer anfühlt. Der Zoomring läuft samtig und mit dem richtigen Widerstand.:



Neben dem manuellen Fokussiermodus (M) und dem AF Modus mit ständig möglichem händischem Eingriff (A/M) gibt es nun einen dritten Modus der manuelles Fokussieren mit ständig möglichem AF - Eingriff erlaubt (wenn ich das richtig verstehe:



Den sehr guten VR kann man abschalten und zwischen normalem Modus für statische Motive und einem Sport - Modus für Mitzieher bewegter Motive wählen. Das gab es schon am Vorgänger, aber da hieß dieser Modus nicht Sport sondern "Active", so daß ich gerade nicht weiß, ob es nun auch andere Vorteile gibt:


An der Rückseite fehlt wie erwähnt der Blendenhebel und man hat die in dieser Klasse gewohnte Gummilippe zur Abdichtung des Bajonettanschlußes:



Das vordere Drittel des Zoomringes ist etwa 1mm verdickt. Ich kann nur vermuten, daß das mit dem AF-P Antrieb oder dessen Unterbringung zusammenhängt. Haptische Vorteile hat man eher nicht, aber vielleicht hat es auch bloß einen designerischen Hintergrund:




Gespart hat man an diesem Objektiv auch. Und zwar gibt es keinerlei Fokusskala oder Schärfentiefenskala und bloß noch die Zoomskala:



Es hat etwa die gleiche Länge wie das alte AF-S und wiegt trotz einer Linse mehr ca. 65gr weniger. Das macht es an einer Mittelklassekamera wie der D7100 sehr ausgewogen und es ist überhaupt nicht kopflastig. Mit Batteriegriff sollte das nochmals gefälliger in der Hand liegen und an einer D800/810/850 wiegt es gefühlt gewiß fast gar nichts:





Der Vergleich mit dem bisherigen Klassenprimus, dem Tamron SP AF 70-300mm f/4-5,6 Di USD VC darf natürlich nicht fehlen. In Länge und Gewicht tut sich nicht allzu viel. Das Tamron hat aber eine Fokusskala für den dem sie wichtig erscheint und es ist mit f/4 untenrum minimal offenblendiger. 
Das Tamron ist eigentlich sowohl ein- als auch ausgezoomt etwas kürzer, aber mit aufgesteckter Geli jeweils etwas länger. Es ist rund 85 Gramm schwerer als das neue Nikkor:





Hinten sieht man dann, daß am Nikkor der Blendenhebel fehlt und am Tamron eine Dichtlippe zum Bajonett:





Obwohl er beim Tamron größer aussieht, beträgt der Filterdurchmesser dort 62mm und beim Nikkor 67mm. Mir gefällt immer, wenn der vordere Rand mit den Objektivdaten beschriftet ist. Das kenne ich vom Analogen früher und finde daher wahrscheinlich irgendwie das gehört sich dann auch so:



Das Tamron steht zum Verkauf und ist verpackt, daher vergleiche ich die optischen Leistungen nicht mehr direkt. 
Der VR erscheint mir erstmal am Nikkor besser als am Tamron, was beim AF-S noch gegensätzlich erschien. 
Der AF-P ist etwas schneller und leiser als der USD (Ultra Sonic Drive) beim Tamron und vor allem treffsicherer. Im LiveView der D7100 versagt das Tamron komplett, während das Nikkor gut funktioniert. Durch den Sucher findet das Nikkor weit häufiger direkt sein Ziel, während das Tamron zwar nicht pumpt, aber doch häufig kurz über den Fokuspunkt fährt, um dann erst beim zurückfahren sein Ziel zu finden. Nicht, daß das Tamron nun schlecht wäre. Es hat so vorher ja immer gut funktioniert. Aber im direkten Vergleich mit dem schnelleren und akurateren Nikkor fällt es auf und das Bessere ist halt des Guten Feind.

CA sind beim Tamron offenblendig etwas ausgeprägter, bzw. sind in JPEG beim Nikkor eher keine zu finden. RAW/NEF verwende ich nicht.
Die Randschärfe ist bei beiden an DX sehr gut, man verwendet ja auch den Sweet Point, weil es sich bei beiden um FX Gläser handelt. Vignettierungen kann ich so bei beiden auch nicht feststellen.

Bei der Schärfe punktet das Nikkor mit etwas besserer Auflösung am langen Ende, dazwischen tun sie sich weniger, das Tamron war nicht umsonst sehr lange der Klassenprimus für Nikon. Trotzdem erscheint das Nikkor immer einen Tacken schärfer und gewinnt damit letztlich. Kontraste und Farben sind bei beiden ausgeprägt gut, am langen Ende ist das Nikkor kontraststärker. 

Die Nahgrenze ist beim Nikkor mit 1,20 Metern deutlich besser als beim Tamron mit 1,50 Metern (wie auch beim AF-S Nikkor). 

Das AF-P fühlt sich deutlich wertiger als das Tamron an, das dagegen minimal klapprig wirkt und erscheint auch etwas besser verarbeitet als das seit langem etablierte AF-S Nikkor 70-300mm VR. Ob das alles den deutlichen Mehrpreis des AF-P rechfretigt, muß jeder selbst wissen. Bei mir war das so.

Hier auch mal ein Vergleich der Daten zwischen dem AF-P und dem Tamron:

AF-P 70-300mm FX - Tamron 70-300mm VC

Für Anfänger etwas verwirrend ist, daß es bei Nikon (mindestens) noch zwei sehr einfache und alte "D" und "G" Varianten gab, sowie das gleichfalls neue "DX" einmal mit und einmal ohne VR. Vom Tamron gibt es eine alte, aber immer noch neu kaufbare (auch noch hergestellte?) Variante ohne VC und Ultraschallantrieb. Alle alten AF G und D Versionen von Nikon und das alte, unstabilisierte, Tamron benötigen einen Kameraseitig eingebauten AF Motor und sind so von Kameras ab der D40 und D5000 nur noch manuell fokussierbar. 
Von Sigma gibt es auch diverse Versionen mit oder ohne im Objektiv eingebauten Antrieb und eine neuere Version mit Stabilisator. Allen gemein ist aber eine spürbar schlechtere Verarbeitung und einfachere Konstruktion mit mitrotierendem Frontelement. Ich hatte alle Sigma Versionen und obwohl eigentlich durchaus Sigma Affin, kann ich keine wirklich empfehlen, obwohl optisch eher nicht schlechter abbildend. Aber die Haptik ging bei mir gar nicht.

Um aber beim neuen AF-P zu bleiben. Ein erster Test erfolgte an der Mosel. Solch eine gute Teleaufnahme, hier von der wunderschönen Burg Thurant, habe ich mit einem Telezoom noch nicht hinbekommen:

Freihändig, etwa 300m entfernt, bei 140mm Brennweite. ISO 100, 1/160sek., Blende 11. Landschaftsmodus. JPEG unbearbeitet aus der Kamera.


Hier ausgeschnitten, hervorragende Details. OHNE Nachschärfen wohlgemerkt:



Am Screenshot des Bearbeitungsprogrammes PhotoScape 3.7 sieht man, wie klein dieser Ausschnitt gewählt wurde.



Ich bin gespannt, was das Glas an der D7200 weiter leisten wird. Die Kamera ist aber leider seit Tagen zur Reparatur, weil sie seit eben jenem Moseltrip einen Schaden am Betriebsartenwahlrad zeigte. Darüber aber mehr in einem anderen Thread, sobald sie endlich wieder da ist.

Ciao

 

Kommentare

  1. Schöne ausführliche Beschreibung des Objektivs, ich habe die ein fache Tamron Ausführung (mit Canon Anschluss) ohne Bildstabilisator, habe das Objektiv aber zur Zeit "eingemottet", da ich an meiner EOS fast nur noch ein Tamron Reisezoom , ebenfalls alte Ausführung nutze.

    Ich fotografiere, wie ich in einem anderen Kommentar hier bereits gesagt habe, zur Zeit überwiegend mit Canon (in früheren analogen Zeiten Nikon und Canon), interessiere mich aber auch noch für Nikon, habe noch eine analoge Nikon F60, die ich "ab und zu" mal ausführe, damit sie nicht einrostet (ebenso meine alten analogen EOS) sowie eine kleine praktische Nikon Coolpix mit großem Brennweitenbereich, mit dem Smartphone fotografiere ich nur selten, wenn keine Kamera zur Hand ist. Vielleicht gibt es auch mal wieder eine digitale Nikon SLR, wer weiss.
    Grüße Michael Moos

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  2. Hallo

    Danke für die Anmerkungen. Es gibt recht viele 70-300mm oder ähnliche Brennweiten. Das alte und unstabilisierte Nikon AF 70-300mm G soll (nach Ken Rockwell und anderen) sogar Ihrer Tamron Version entsprechen. Ich hatte mehrfach das stabilisierte Nikkor, das satbilisierte Tamron und die unstabilisierte sowie die stabilisierte Version des entsprechenden Sigmas. Die Sigmas fand ich optisch solala, aber haptisch eher erschreckend windig konstruiert (obwohl ich eher Sigma Fan bin). Das oft gelobte Nikkor mit VR kann ich nicht wirklich empfehlen, es schwächelte mir immer zu sehr am langen Ende, war dort kontrastarm und eher weich und detailarm. Es war eines meiner ersten Objektive an meinen ersten Nikon D80 und 300s und hat mich von Anfang an so enttäuscht, daß gleich mein erstes Exemplar schnell wieder ging. Da die unteren Brennweiten allermeistens ja schon von Standardzooms abgedeckt werden, empfinde ich das lange Ende eines Telezooms daher immer als am Wichtigsten. In jedem Brennweitenbereich hat mich immer das weit günstigere Tamron SP AF 70-300mm VR überzeugt, welches außerdem über einen Stabilisator verfügt, der gnadenlos zupackt und einem ein weit sichereres Gefühl vermittelt. Das Nikon AF-P Zoom Nikkor jetzt, ist aber nochmals eine deutliche Verbesserung. Superschneller AF-P, gleichwertiger Stabilisator wie im Tamron und nochmals bessere Abbildungsleistungen, machen es zu einem wirklich tollen Telezoom und bei mir persönlich zum absoluten Topo Produkt in dem Brennweitenbereich. ich hatte mich bewußt für die etwa doppelt so teure FX Variante entschieden, weil die ja auch an DX verwendbar ist, während das DX am Vollformat nur im Cropmodus ginge. Und es hat die weit bessere Verarbeitung mit Metallbajonett und Dichtmanschette.

    Grüße, Henning Becker

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