Hallo zusammen.
Long time no see, die Gesundheit war mir all die Zeit wichtiger. Aber dafür habe ich nach Längerem auch nochmal ein Schmankerl anzubieten.
Ich kam nämlich endlich relativ günstig an die wunderbare Canon Model 7. Das Ding wollte ich schon immer mal befummeln und ausprobieren. Vor Allem wollte ich schon immer überhaupt eine gute Meßsucherkamera mit Schlitzverschluß und Belichtungsmessung, statt der für mich unglücklicherweise lahmen und irgendwie ereignislosen Zentralverschlüsse. Und dahingehend ist die Auswahl doch deutlich beschränkter. Leica und Contax, sowie neuere Voigtländer (Cosina) Modelle, oder die Zeiss Ikon ZM, waren von den Bodies und vor allem auch von den Gläsern her unerreichbar um sie bloß einmal ausprobieren zu wollen.
Es gibt im Netz viel über diese wunderbare Canon 7 zu lesen, hier nur zwei Beispiele auf Deutsch.
Es gibt deutlich mehr Seiten auf Englisch und ganz wenig von Canon selber:
Eine deutsch übersetzte Seite:
Auch die allermeisten Videos sind leider nur auf Englisch. Aber mal ganz ehrlich, diese Kamera erklärt sich zu 99% eher von selbst und nur ganz ganz wenig wirft evtl. Fragen auf. Jedenfalls wenn man bereits analog beschlagen ist. Wer bisher ausschließlich digital unterwegs war und mit einer 7 seine erste analoge Kamera in Händen hält, braucht evtl. doch einmal die Anleitung.
Heraus kam die Schöne wohl 1961 und der Seriennummer meiner Kamera nach, sollte diese in etwa so alt sein wie ich, also evtl. aus 1963 stammen. Damals eine sehr fortschrittliche Meßsucherkamera, wurde sie oft mit der zeitgenössischen Leica M3 verglichen und das hat sich leider bis heute nicht geändert. Denn ganz ehrlich, sie sieht doch eher anders aus und alles Ähnliche ergibt sich halt aus dem Prinzip Meßsucherkamera mit Okular hinten links. Technisch ist sie in einigen Bereichen sogar besser als eine M3, obwohl diese dank M-Bajonett moderner wirkt. Sie hat z. B. den weit haltbareren Metallfolienverschluß, statt eines anfälligen Tuchschlitzverschusses. Der vorgewählte, eingeblendete Sucherrahmen wird nicht bloß angezeigt, sondern ist im Sucher sogar mit der jeweiligen Brennweite benannt (35, 50, 85/100, 135mm). Und über das Filmeinlegen bei M - Leicas sollten wir lieber den Mantel des Schweigens hüllen, denn da bietet die Canon 7 nämlich die hinten ausschwenkbare Rückklappe wie bei analogen Spiegelreflexkameras, statt eines Leicamäßig abzunehmenden Kamerabodens. Die Verarbeitung kann ich leider nicht vergleichen, ich hatte in meinem ganzen Leben bisher bloß eine einzige Leica M in der Hand und das war eine M8. Die Canon 7 mit meiner weit späteren und dagegen hochmodernen Leica R7 zu vergleichen, verbietet sich sofort. Die Canon 7 fühlt sich aber sehr gut an, ganz wie eine gut verarbeitete, rein mechanische Kamera eben. Nichts an ihr wackelt oder klappert. Der Schnellspannhebel geht mit diesem angenehmen, leichten Widerstand und ist dabei merklich mechanisch, womit ich meine, daß man minimalst spürt wie innen Zahnräder mit feinsten Toleranzen und wer weiß was arbeiten. Zeitenrad, Meßumschalter, Rahmenvorwahlrad und Zeitauslöser sind aus solidem Metall und gehen ähnlich smooth und mit wunderbarer Rückmeldung. Wirklich super. Der Verschluß steht dem Ganzen nicht nach, der ist relativ leise (klar, es fehlt das Spiegelklappern einer SLR) Dazu das angenehm hohe Gewicht des Bodys.
Den Zustand würde ich mit einer 3+ bemessen wollen, also komplett funktionierend - mit kleinen, sichtbaren Spuren, obwohl mit "Near Mint, with Case" beschrieben. Die Angaben japanischer Händler bemessen aber wohl immer eher einen Zustand in Relation zum Alter, also keinen tatsächlichen Istzustand. Das muß man daher mit Vorsicht betrachten. So kann eine Kamera mit der Benotung Excellent (in 5 Abstufungen) bewertet sein, was für das Alter stimmen mag. Aber selbst dann kann sie doch deutliche Spuren tragen oder sogar Teile wie der Okkularrahmen fehlen. Viel viel wichtiger als der Titel sind also Fotos und Beschreibungen, die dann aber auch in aller Regel sehr genau aufzeigen was mit der Kamera etc. los ist. Der ansich bessere Metallfolienverschluß der Kamera z. B. ist oft sehr verbeult bis verknittert, er wird halt aufgerollt. Das soll angeblich keine Auswirkungen haben, ist aber sehr unschön und lässt einen doch immer etwas an der Haltbarkeit zweifeln. Ich habe eine Kamera mit sehr hoher Seriennummer bekommen, die zudem wohl eher weniger verwendet wurde, was sowohl der Selenzelle, als auch besagter Verschlußfolie sehr zugute gekommen sein sollte. Allerdings hat sie die üblichen Lagerschäden. Daneben gibt es wirklich keinerlei Macken in Form von Beulen oder Kratzern an der Kamera, sondern lediglich kleine, dunkle Korrosiensflecken auf der Oberfläche und am Bodenblech, die man dank der matten Oberfläche auch nicht auspolieren könnte, ohne dann größere, glänzende Partien zu hinterlassen. Komplett funktionierend, mit kleinen Spuren also. Für die gezahlten rund 140,- Euro (plus Versand und Einfuhrabgaben) meiner Meinung nach daher ein top Zustand. Zumal es dazu eine mal sehr gut erhaltene, originale Bereitschaftstasche in echtem, glänzend schwarzem Leder gab. Einen dazu tadellos passenden, weil zeitgenössisch aussehenden, aber neuen Echtledergurt bestellte ich günstig dazu und wartete bis heute darauf. Der Auslöser bekam einen relativ kleinen, schwarzen Release Button mit rotem Polster, den ich noch von einer kompakten Fujifilm ZX10 oder so herumliegen hatte. Der macht sich gut, denn der ansich schöne Auslöser muß etwas tief eingedrückt werden.
Ansonsten wird es bloß noch wenig Glas dazu geben. Auch ich wühlte mich zunächst durch günstigere Angebote an M39 Gläsern. Dabei muß man sehr aufpassen, denn es gibt auch M39 Glas für SLR wie Zenit, wo dann der Meßsucher nichts mitgeteilt bekommt. Und ob M39 für Braun Paxetten die richtigen Gläser sind, konnte ich auf die Schnelle auch nicht eruieren. Dazu kommt, daß sehr viele M39 Altgläser (gerade auch diese für die Braun Paxette) deutlich zu lichtschwach sind. Da die Canon 7 bloß bis 400ASA misst und höherempfindliche Filme schwierig zu verwenden wären, wollte ich mich nicht mit Glas samt Offenblenden von f/2.8 bis f/4 oder so abgeben müssen. Ehemals sowjetisches Glas aus Russland und der Ukraine ist daher oft die einzige, bezahlbare Alternative und so bestellte ich zunächst ein schwarzes Jupiter-8 50mm Glas mit Offenblende 2. Das war sehr günstig, sieht aber äußerlich noch relativ gut aus und ist auch der Beschreibung nach noch in einem guten Zustand, man wird sehen. Dieses Glas bekommt man noch am ehesten zu sehr niedrigem Preis, egal ob auf Ebay, Etsy oder in diversen Kleinanzeigen oder Foren. Eigentlich war es das dann gewesen, aber dann sah ich auf Ebay ein originales und sehr schön erhaltenes Canon 50mm 1.8 zum vergleichsweise guten Preis und schlug schnell zu. Für die Kamera gibt es von Canon selbst (meinen bisherigen Recherchen nach) 50mm Gläser mindestens in f/2.8, 1.8, 1.4, 1.2 und das sagenumwobene 0.95, für das die Kamera, aufgrund dessen Größe und Gewicht, ein Extra Bajonett um den M39 Anschluß herum hat. Ob diese Gläser jetzt allesamt nur für die 7 konstruiert wurden, weiß ich nicht und glaube ich nicht, obwohl alle im ähnlichen Design daherkommen. Es gibt aber auch viele Canongläser im silberfarbenen Metalldesign, die eindeutig älter sind und wahrscheinlich von den vielen Leicakopien stammen. Denn es gab ja vorher bereits eine relativ große Menge an Canon M39 Meßsucher Kameras, teils als sehr nahe Leicakopien oder die vor der Model 7 sehr beliebte Canon P, die der 7 bis auf den fehlenden Belichtungsmesser schon recht ähnlich war (es gibt für sie einen aufsteckbaren Belichtungsmesser). Ich war auch an einem relativ günstigen Nikkor Nippon Kogaku H.C. 50mm f/2 oder Jupiter-3 50mm f/1.5 dran, aber ich entschied mich letztlich für dieses originale Standarglas, mit dem die Kamera damals wohl mit Abstand am meisten verkauft wurde. Also das wirklich passende und möglichst originale Glas zum Body. Und gerade heute fiel mir noch ein Jupiter-12 in den Warenkorb, ein 35mm 2,8 mit ausladender, aber wohl passender Rücklinse. Sowohl auf die Jupiter als auch auf das Canon warte ich aber noch, dazu also erst in Tagen oder Wochen etwas. Und um die Qualitäten beider Gläser besser beurteilen zu können, bekam ich bei Amazon einen sehr günstigen Adapter M39 auf Sony E / NEX von Fotga und kann beide Gläser, manuell fokussierend - aber stabilisiert, an der Sony a6600 oder 6700 ausprobieren.
Zurück zur Canon 7:
Die Kamera lässt sich eigentlich gut anfassen und halten, womit ich auf den gleichfalls komplett flachen Body meiner ehemaligen Nikon Z fc anspiele, welcher zumindets ab längeren/schwereren Gläsern einen Zusatzgriff benötigte. Aber man muß bei der Canon 7 dann doch sehr aufpassen, daß man keinen (Mittel)Finger über das Fenster legt, hinter dem ja die Selenzelle das Licht einfangen soll. Ob diese noch einigermaßen exakt misst wird sich herausstellen. Der Messbereich geht dann immerhin bis 400ASA (ISO400), sie stammt halt aus den ganz frühen 60'ern, da waren das schon relativ hochempfindliche Filme.
Das Wichtigste an einer Meßsucherkamera ist natürlich der Meßsucher. Noch habe ich ja leider keins der bestellten Objektive und kann nur Eindrücke ohne diese wiedergeben. Aber selbst als Brillenträger scheint er doch noch einigermaßen gut einsehbar zu sein, womit das ohne Brille natürlich kein Problem sein sollte. Eine Dioptrienkorrektur gibt es hier nicht. Der Meßfleck (heißt das so?) ist hell und deutlich sichtbar, aber ob er korrekt und gut einstellbar abgebildet wird, kann sich erst mit einem Glas zeigen. Da die Kamera dank Selenzelle keine Batterien hat, gibt es keinerlei andere Anzeigen im Sucher als diesen Fleck. Auch keine Nadel im Sucher, wie bei einer Minolta SRT oder anderen mechanischen Kameras mit gekuppeltem Belichtungsmesser. Der Lichtmesser zeigt nur oben am Gehäuse Lichtwerte an (wobei man jeweils auf Messung bei wenig oder mehr Licht umschalten muß und dann orangene oder weiße Blendenangaben relevant sind. So kann man entweder eine Zeit vorwählen und die Blende nachführen oder man wählt die Blende vor und dreht dann das Zeitenrad bis die entsprechende Blende mit der Lichwertnadel übereinstimmt. Ich hoffe ich habe das nicht allzu Laienhaft wiedergegeben. Da fragt man sich aber ganz spontan wie das denn früher mit Schnappschüssen geklappt hat, denn anschließend muß ja auch noch fokussiert werden? Wahrscheinlich so: Blende 8 wenn Sonne lacht, dazu 1/60 - 1/125sec und fertig? Da ich von Anfang an immer gerne jeden fotografischen Fortschritt mitnahm (vor Allem Zeitautomatik, AF und Digitalfotografie, in genau dieser Reihenfolge), habe ich selber natürlich nie so agiert und bin mal sehr gespannt.
Hier aber gleich ein Hinweis: Die Kamera kaufte ich wirklich eher, um sie einmal befummeln und ausprobieren zu können, nachdem ich sie über Jahre bereits bewundere. Leicas bewundere ich selbstverständlich auch, aber die sind einfach viel zu teuer um sie eben mal auszuprobieren. Für mich jedenfalls. Und teuer ist ja zuallererst das Glas dazu, das dann auch von Leitz stammen sollte.
Es kommt wie oben beschrieben nur relativ günstiges Glas zur Kamera hinzu, maximal 2 - 3 Objektive sind dabei mein Limit. Man muß aber wie erwähnt genau nachlesen, was den Zustand und auch die M39 Kompatibilität betrifft. Der Zusatz "LTM", der sich auf den M39 Leica Mount bezieht, ist Gold wert und hilft hier meistens, wird aber nicht immer benannt, so daß man lieber nachfragen sollte.
Das ist die Kamera die ich bekam:
Die aufgeräumte, zweckmaßig ausgestattete Oberseite ist sehr schön in meinen Augen:
Ganz rechts der Gott sei Dank metallene Schnellspannhebel, links darüber das Bildzählwerk (stellt sich zurück sobald man die Rückklappe öffnet), links daneben der Auslöser, um diesen herum ein Ringschalter der im Bild auf Auslösen steht, der rote Punkt bedeutet Auslösesperre, das R mit schwarzem Punkt wird zur Rückspulung aktiviert. Darunter das "Auge" genannte Sichtfenster zur Bewegungskontrolle des Filmes (der rote Punkt erinnert dann tatsächlich an ein rollendes Auge). Links davon das große, metallene und sehr sehr gut bedienbare Zeitenrad. Integriert darin die Filmempfindlichkeitseinstellung, wofür man bloß hinten einen kleinen Knopf drücken muß um dann sehr bequem die Höhe der Empfindlichkeit einzustellen, was deutlich besser geht als an Kameras wo man außen einen Ring anheben muß. Fast mittig dann der Belichtungsmesser mit den Lichtwerten und ablesbaren Blenden in Orange und Weiß. Ganz links die herausziehbare, metallene Rückspulkurbel.
Rechts darunter das Rad zur Vorwahl des benötigten Leuchtrahmens mit folgenden Einstellungen:
Natürlich kann man auch weitere oder längere Brennweiten verwenden, muß dann aber den Bildwinkel abschätzen. Mangels Zubehörschuh kann man bei der 7 nämlich nicht zu Aufstecksuchern greifen, etwa einem Revolversucher.
Die Rückseite zeigt sich sehr aufgeräumt:
Links der für damalige Verhältnisse sehr große Sucher, rechts davon der etwas fummelige Umschalter für die Selenzellen auf weniger oder mehr Licht:
Rechts davon der kleine Knopf, den man drücken muß, um die Filmempfindlichkeit einstellen zu können:
Ganz links oben, seitlich, der Blitzanschluß, umgeben von einer Art Bajonett, an das man einen eher hässlichen Adapter anschließen kann, um Blitzgeräte etc. anbringen zu können:
Die hier herausgezogene Rückspulkurbel:
Ist die Rückwand geöffnet, sieht es aus wie in einer Spiegelreflex und vor Allem sieht man an meinem Exemplar, wie super erhalten das Metallrollo noch ist:
Die Kamera von vorne. In dem großen Fenster links sind nicht nur die Selenzellen untergebracht (es sind wohl zwei?), sondern in dessem rechten Bereich auch das kleine Fenster für den Entfernungsmesser. Mittig über dem Objektivanschluß das Fenster zur Aufhellung der Leuchtrahmen. Ganz rechts der Durchsichtsucher, in den das Bild des Entfernungsmessers eingespiegelt und mit dem Sucherbild übereinandergebracht werden muß:
Der Zeitauslöser / das Vorlaufwerk, funktioniert wie am ersten Tag:Das riesige Bajonett um den eigentlichen M39 Mount, für das übergroße 50mm f/0,95. Mittig oben darin der "Fühler", der durch den einfahrenden Tubus eingedrückt wird und damit das Bild des Entfernungsmessers verschiebt. Ein Prinzip das je nach Modell und Hersteller teilweise simpel, aber auch hochkompliziert ausgeführt war/ist:
Der erwähnte Release Button, der das ganze wirklich besser auslösen lässt:
Der neue, aber sehr zeitgenössisch wirkende Echtledergurt:
Die originale Bereitschaftstasche im Bestzustand, von der ich wohl bloß das Unterteil als Halfcase verwenden werde:
Und kurz der Vergleich des alten Brummers mit einer modernen "Sucherkamera", der a6700:
Bald mehr, wenn Glas da ist.
Ciao.
Nachtrag v. 13.06.2025:
Ich habe mich entschlossen, dieses Kapitel nun doch nicht fortzuführen. Grund ist vor Allem das mit meinen Augen zu mühsame Fokussieren mit dem kleinen Fleck im Meßsucher. Zum Anderen das, was mir früher schon an Analog missfiel, bzw. Digital dann für mich bahnbrechend war. Die Wartezeit auf die analogen Ergebnisse, bei denen man digital dann neben den Fotos auch sofort die Parameter anschauen kann.
Ciao
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